SARS-CoV-2: Ausscheidung länger als gedacht?
Wie unterscheidet sich die Viruslast von asymptomatischen und symptomatischen Covid-19-Patienten? Die Frage will eine Koreanische Kohortenstudie beantworten, deren Ergebnisse im Journal of the American Medical Association veröffentlicht wurden. So viel vorweg: die Patienten schieden das Virus länger aus als bisher gedacht.
Die ersten SARS-CoV-2-Infektionen wurden im Dezember 2019 im chinesischen Wuhan registriert. Nach aktuellen Zahlen der Weltgesundheitsorganisation sind es weltweit derzeit 19.718.030 Menschen (Stand 10. August, 15 Uhr), die sich mit dem neuartigen Coronavirus infiziert haben.
In Korea kam es im Februar zu einem Ausbruch des Virus innerhalb einer religiösen Gruppe – es folgte eine strenge Eindämmungsstrategie. Das Gesundheitsministerium beschloss asymptomatische und symptomatische Patienten zu isolieren. Das Ansteckungspotenzial asymptomatischer Patienten wurde als wichtiger Faktor bei der Kontrolle der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus berücksichtigt, allerdings gab es nur begrenzte Informationen über den klinischen Verlauf und die Viruslast, wenn die Patienten keine Symptome zeigten.
Die Studie
303 Patienten mit einer Covid-19-Infektion, die sich in Quarantäne befanden, wurden vom 6. bis 26. März 2020 in die Studie einbezogen. Die Patienten waren zwischen 22 und 36 Jahre alt, 201 waren Frauen und nur 12 Patienten (3,9 Prozent) wiesen Komorbiditäten wie Bluthochdruck (10), Asthma (1) oder Krebs (1) auf. Von den Betroffenen waren 110 (36,3 Prozent) zum Zeitpunkt der Isolation asymptomatisch – 21 von ihnen entwickelten während der Quarantäne Symptome.
Das mediane Zeitintervall vom SARS-CoV-2-Nachweis bis zum Einsetzen der Symptome bei präsymptomatischen Patienten betrug 15 (13 bis 20) Tage und liegt somit über der bislang angenommenen Inkubationszeit von etwa sechs Tagen bis maximal 14 Tagen. Die Ergebnisse legen also nahe, dass die asymptomatische Phase bei SARS-CoV-2-Patienten über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben könnte als bislang angenommen. Die Forscher konnten außerdem nachweisen, dass sich die Viruslast von asymptomatischen und symptomatischen Patienten nicht wesentlich unterscheidet. „Daher sollte die Isolation der infizierten Personen unabhängig von den Symptomen durchgeführt werden“, schlussfolgern die Wissenschaftler.
Kaum Unterschiede bei der Viruslast
Das Team untersuchte Proben aus dem Nasen-Rachen-Raum und dem Sputum der Patienten mittels Reverse Transkriptions-Polymerase-Kettenreaktion (RT-PCR)-Tests. Die Untersuchung wurde an den Tagen 8, 9, 15 und 16 der Quarantäne durchgeführt. An den Tagen 10, 17, 18 und 19 wurden nach Ermessen des Arztes RT-PCR-Tests aus dem oberen oder unteren Respirationstrakt anberaumt. Insgesamt wurden 1.886 PT-PCR-Tests durchgeführt, davon 567 bei asymptomatischen Patienten. Die Zyklusschwellenwerte (Ct) wurden sowohl bei asymptomatischen als auch bei symptomatischen Patienten bestimmt. Die Ct-Werte zeigen, dass die Viruslast bei asymptomatischen Patienten vom Zeitpunkt der Diagnose bis zur Entlassung tendenziell langsamer abnahm als bei symptomatischen (einschließlich präsymptomatischen) Patienten.
Eine Frage bleibt allerdings unbeantwortet; nämlich ob die Infizierten auch ansteckend waren, denn die Testmethode gibt keinen Aufschluss darüber, ob es sich bei den nachgewiesenen Viren auch um infektiöse Partikel handelte. „Über die Infektiosität asymptomatischer Patienten ist wenig bekannt“, schlussfolgern die Wissenschaftler. „Obwohl die hohe Viruslast, die wir bei asymptomatischen Patienten beobachteten, die Möglichkeit eines Übertragungsrisikos deutlich erhöht, war unsere Studie nicht darauf ausgerichtet, dies festzustellen.“ Es sei wichtig zu beachten, dass der Nachweis viraler RNA nicht gleichbedeutend sei mit dem Vorhandensein und der Übertragbarkeit infektiöser Viren.
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