Reizdarmmittel: Großteil nur „wenig geeignet“
Stiftung Warentest hat 19 Präparate, die bei Reizdarm im Rahmen der Selbstmedikation zur Verfügung stehen, genauer unter die Lupe genommen. 13 Produkte sind „wenig geeignet“.
Rund 14 Millionen Menschen leiden schätzungsweise hierzulande unter dem Reizdarmsyndrom. Weltweit sind es knapp 10 Prozent. Mindestens jede/r Sechste ist somit im Alltag von Blähungen, Krämpfen, Durchfall, Verstopfung oder Bauchschmerzen beeinträchtigt – Stress kann die Beschwerden verstärken. Die genaue Ursache der vielfältigen Beschwerden ist jedoch noch ungeklärt. Die Diagnose wird meist im Ausschlussverfahren gestellt.
Wann ist von einem Reizdarm die Rede?
- Die Betroffenen leiden mindestens über einen Zeitraum von drei Monaten wenigstens einmal pro Woche an Bauchschmerzen, Blähungen und Co. sowie einem veränderten Stuhlgang.
- Die Lebensqualität der Betroffenen ist aufgrund der Beschwerden deutlich eingeschränkt.
- Andere Erkrankungen wie beispielsweise infektiöse oder chronisch entzündliche Darmerkrankungen können ausgeschlossen werden.
Ernährungsumstellung und psychologische Hilfe können die Beschwerden der Betroffen mindern. Außerdem kann eine medikamentöse Therapie der Symptome angezeigt sein. Auch im Rahmen der Selbstmedikation stehen verschiedene Optionen zur Wahl. Stiftung Warentest hat 19 Präparate – acht Arzneimittel und elf Medizinprodukte – genauer unter die Lupe genommen.
Die Bewertung erfolgte aufgrund wissenschaftlicher Literatur sowie den Leitlinien der Fachgesellschaften. Bei 13 Mitteln lautet das Fazit: wenig geeignet – darunter Iberogast Advance, Symbioflor 2 und Kijimea Reizdarm. Der Grund: Bei Kijimea und Symbioflor 2 sei die therapeutische Wirksamkeit nicht ausreichend nachgewiesen. Gleiches gelte für das Kombipräparat Iberogast Advance, bei dem außerdem nicht belegt sei, dass das Mittel „sinnvoll zusammengesetzt“ ist.
Die Leitlinie spricht Iberogast (Iberis Amara, Angelikawurzel, Kamillenblüten, Kümmelfrüchte, Mariendistelfrüchte, Melissenblätter, Pfefferminzblätter, Schöllkraut und Süßholzwurzel) und Iberogast Advance (Iberis Amara, Kamillenblüten, Kümmelfrüchte, Melissenblätter, Pfefferminzblätter und Süßholzwurzel) positive Effekte auf das Irritable Bowel Syndrom (IBS)-SS generell und abdominelle Schmerzen im Speziellen zu.
Kijimea Reizdarm Pro wird hingegen als „mit Einschränkung geeignet“ bewertet, allerdings stören sich die Expert:innen am Werbeversprechen. Die Beschwerden sind „wie weg“ heißt es. Doch: „Der Effekt ist nicht so groß, wie die Werbung verheißt“, schreibt Stiftung Warentest.
„Mit Einschränkung geeignet“ sind außerdem Präparate mit Minzöl (wie beispielsweise Buscomint) und Butylscopolamin (Buscopan Dragees). Die Präparate wirken laut Stiftung Warentest „krampflösend und scheinen das Reizdarmsyndrom insgesamt zu lindern.“
Das könnte dich auch interessieren
Mehr aus dieser Kategorie
Syphilis: Benzylpenicillin-Benzathin wird knapp
Anfang September tagte der Beirat zu Liefer- und Versorgungsengpässen. Bewertet wurde unter anderem die Versorgungslage von Benzylpenicillin-Benzathin. Das Antibiotikum, das …
Akutversorgung: Stückeln nicht erlaubt
Der Rahmenvertrag sieht im Akutfall keine Abgabe von Teilmengen vor. Allerdings sind Abweichungen von der verordneten Packungsgröße möglich. Diese sind …
Zuzahlung: Retax-Falle Monatswechsel
Beim E-Rezept gibt es bei der Zuzahlung gleich mehrere Retax-Fallen – zum einen den falschen Zuzahlungsstatus, wobei der Rahmenvertrag eine …