Regelmäßige Grippeimpfung = geringeres Demenzrisiko?
Die nächste Grippesaison steht schon vor der Tür und die ersten Impfstoffe dafür wurden bereits an die Apotheken ausgeliefert. Wie wichtig der Influenzaschutz ist, zeigt nun einmal mehr eine neue Studie. Denn offenbar kann die Grippeimpfung das Demenzrisiko senken.
Neben der Impfung gegen SARS-CoV-2 rückt so langsam auch die jährliche Influenzaimpfung wieder in den Fokus. Expert:innen mahnen bereits, diese dringend wahrzunehmen. Denn die Immunisierung schützt nicht nur vor einer Grippeerkrankung, sondern hat auch noch einen ganz anderen Effekt. Wie US-Wissenschaftler:innen der Saint Louis University zeigen, kann eine Grippeimpfung das Demenzrisiko reduzieren.
Für ihre Studie untersuchten die Forscher:innen Daten von insgesamt 120.000 ehemaligen Militärangehörigen zwischen September 2009 und August 2019. Je nachdem, ob und wie viele Grippeimpfungen die Teilnehmer:innen im Untersuchungszeitraum erhalten haben, wurden sie in unterschiedliche Gruppen eingeteilt. Dabei zeigte sich: Offenbar kann eine Grippeimpfung das Demenzrisiko wirklich senken, sie muss allerdings häufig erfolgen. So erhielten Proband:innen, die innerhalb der letzten 80 Monate mindestens sechsmal einen Influenzaschutz bekamen, rund 12 Prozent seltener eine Demenzdiagnose. Bei Patient:innen, die seltener als sechsmal geimpft wurden, ließ sich kein signifikanter Unterschied zu Ungeimpften feststellen.
„Vereinfacht ausgedrückt erklären die Autoren dies so: Die Impfungen führen zu einem Anstieg der Aktivität von Mikroglia, quasi den „Immunzellen des Gehirns“. Sie erkennen krankheitsauslösende Stoffe und Abfallprodukte und bauen sie ab“, erklärt die Deutsche Gesellschaft für Neurologie die Ergebnisse der Studie.
Konkret geht es bei Demenz um eine Ablagerung von Beta-Amyloid, das sich zwischen den Nervenzellen festsetzt und diese schädigt. Viele Demenztherapien setzen daher darauf, genau dies zu verhindern und das schädliche Beta-Amyloid aus dem Körper zu befördern. Der regelmäßige Schutz der Grippeimpfung soll diesen Prozess laut den Studienergebnissen beschleunigen.
„Dieser Effekt ist nicht unerheblich. Bei jährlich etwa 330.000 Demenz-Neuerkrankungen in Deutschland könnten somit durch regelmäßige Grippeimpfungen fast 40.000 Menschen jährlich vor der Diagnose Demenz bewahrt werden“, erklärt die DGN weiter. Allerdings müsse beachtet werden, dass die zugrundeliegende Studie lediglich retrospektiv erfolgte und somit keinen Beweischarakter habe. „Der beobachtete positive Effekt von Impfungen auf das Demenzrisiko könnte letztlich auch daran liegen, dass Menschen, die sich regelmäßig impfen lassen, auch sonst gesünder leben und somit ein geringeres Krankheitsrisiko haben.“ Folglich seien noch weitere Untersuchungen notwendig, um die gewonnenen Erkenntnisse zu bestätigen. Gelingt dies, handele es sich laut den Expert:innen in jedem Fall um einen „Durchbruch für die Demenztherapie“.
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