Razzia: Vier Apotheken durchsucht
In Potsdam und München hat es eine Razzia wegen des Verdachts auf Verstöße gegen das Arzneimittelgesetz gegeben. Durchsucht wurden vier Apotheken in der brandenburgischen Landeshauptstadt sowie Abfragen bei einem Abrechnungsdienstleister in München.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen zwei Personen wegen des Verdachts auf Verstöße gegen das Gesetz über den Verkehr mit Arzneimitteln, wie eine Sprecherin auf Anfrage sagt. Diese vier Apotheken in Potsdam seien deshalb gestern durchsucht worden: Ost Apotheke, Residenz Apotheke, Königin Luise Apotheke und Apotheke am Ravensberg.
Inhaber weist Fehlverhalten zurück
Die Betriebe gehören zur Familie Wiesenhütter, die mehrere Standorte sowie ein Sanitätshaus in Potsdam betreibt. Apotheker Jens Wiesenhütter sagte zu den Durchsuchungen: „Wir haben nichts damit zu tun.“ Er brauche sich dazu nicht zu äußern.
Die Verstöße sollen sich laut Staatsanwaltschaft im Jahr 2022 ereignet haben. Im Zuge dessen wurde demnach auch bei einem Abrechnungsdienstleister in München nach Beweisen gesucht. Sichergestellt worden seien Abrechnungsunterlegen sowie Zahlungsbelege, sagt die Sprecherin. Die Beweise würden jetzt ausgewertet. Um welche Summen es sich handelt, wollte sie nicht kommentieren.
Bisher handelt es sich im Fall von Potsdam um einen Verdacht.
Rekordwerte bei Abrechnungsbetrug
Generell nimmt Betrug im Gesundheitswesen nach Informationen der Krankenkassen weiter zu. Durch bekannt gewordene Fälle entstand in den Jahren 2022 und 2023 ein Gesamtschaden von mehr als 200 Millionen Euro. Das ist der bislang höchste Wert seit der Erfassung von Betrugshandlungen im Jahr 2008, wie aus dem Bericht zur „Bekämpfung von Fehlverhalten im Gesundheitswesen“ des GKV-Spitzenverbands hervorgeht. Apotheken liegen nach Schadensumme ganz vorne.
Der mit Abstand höchste Schaden entstand demnach mit fast 86 Millionen Euro im Bereich Arznei- und Verbandsmittel. Hier gingen 2.100 Hinweise ein; weitere 1.000 Fälle fielen bei internen Prüfungen der Kassen auf. Somit kamen zu den 2.118 Bestandsfällen weitere 2.139 neue Fälle hinzu. 2.055 Fälle konnten abgeschlossen werden, in 812 Fällen konnte der Schaden nachgewiesen werden.
In Summe konnten die Kassen knapp 37 Millionen Euro aus entsprechenden Taten sichern, womit also Ausfälle in Höhe von rund 50 Millionen Euro zu beklagen sind.
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