Raucherentwöhnung: Vorhofflimmern unter Nicotin-Präparaten
Um Raucher:innen beim Rauchstopp zu unterstützen, kommen unter anderem Nicotin-haltige Präparate aus der Apotheke ins Spiel. Doch dabei ist Vorsicht geboten. Denn unter Nicotin kann das Risiko für Vorhofflimmern steigen, wie nun in den Fach- und Gebrauchsinformationen gewarnt werden muss.
Seit August werden Nicotin-haltige Arzneimittel zur Raucherentwöhnung von den Krankenkassen erstattet – vorausgesetzt, bei Raucher:innen liegt eine ärztlich nachgewiesene, starke Abhängigkeit vor oder Versicherte haben Grunderkrankungen und hören aufgrund einer starken Abhängigkeit trotz Lungenerkrankungen wie Asthma oder COPD oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen nicht mit dem Rauchen auf.
Anspruch besteht auf eine einmalige Versorgung mit apothekenpflichtigen Arzneimitteln – verschreibungspflichtig oder nicht – zur Tabakentwöhnung. Zusätzlich ist die Teilnahme an evidenzbasierten Programmen zur Tabakentwöhnung Pflicht. Welche Präparate erstattungsfähig sind, ist in Anlage IIa zur Arzneimittel-Richtlinie (AM-RL) aufgeführt.
Übrigens: Auch Arzneimittel mit dem Wirkstoff Vareniclin sind erstattungsfähig, für Präparate mit der Kombi aus Vareniclin und Nicotin gilt dies jedoch nicht.
Nun müssen die Fach- und Gebrauchsinformationen von Arzneimitteln mit Nicotin angepasst und Patient:innen vor dem Auftreten von Vorhofflimmern gewarnt werden.
Nicotin gelangt über die Blut-Hirn-Schranke schnell in das Zentralnervensystem. Genau bindet das Alkaloid an die α4β2 neuronalen nikotinergen Acetylcholinrezeptoren und sorgt für eine Freisetzung von Dopamin und Adrenalin – Stichwort Belohnungseffekt. Ersatzpräparate können dazu beitragen, die mit dem Entzug verbundenen Beschwerden wie Heißhunger, Unruhe und Reizbarkeit abzumildern und den Rauchstopp so erleichtern. Sie führen dem Körper zwar Nicotin zu, allerdings werden nur geringe Plasmakonzentrationen erreicht. Zur Verfügung stehen unter anderem Nicotin-haltige Pflaster, Kaugummis, Lutschtabletten, Inhaler und Sprays. Welches Produkt das richtige ist, ist individuell und hängt von den Rauchgewohnheiten ab.
Nicotin-Präparate: Achtung, Vorhofflimmern
Im Rahmen eines europäischen, die periodischen Sicherheitsberichte bewertenden Verfahrens zu Arzneimitteln mit dem Wirkstoff Nicotin kam der Ausschuss für Risikobewertung im Bereich der Pharmakovigilanz (PRAC) der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) zu dem Ergebnis, dass zwischen dem Auftreten von Vorhofflimmern und der Anwendung von oralem Nicotin eine ursächliche Beziehung möglich ist.
Daher müssen Anwender:innen unter anderem in der Packungsbeilage vor einem schnellen und unregelmäßigen Herzschlag (Vorhofflimmern) als Nebenwirkung mit unbekannter Häufigkeit gewarnt werden. Das gilt für Präparate zur oralen sowie zur oromukosalen Aufnahme, sofern ein entsprechener Hinweis nicht bereits in der Gebrauchsanweisung enthalten ist.
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