Bei verschiedenen Arzneimitteln kommt es mitunter zu Missbrauch, unter anderem im Rahmen von Challenges in den Sozialen Medien. Dass dies gefährlich werden kann, zeigen Warnungen vor der sogenannten „Benadryl Challenge“ oder dem Trend „Sleepy Chicken“ – einem in Erkältungsmittel gekochten Huhn. Und auch „Purple Drank“ sorgt immer wieder für Wirbel und kann tödliche Folgen haben.
Der Fall: Ein junger Mann wurde nach einer frostigen Nacht leblos in seiner Hauseinfahrt gefunden. Mehrere Reanimationsversuche blieben ohne Erfolg, sodass der Patient verstarb. Als Todesursache wurde eine Unterkühlung festgestellt. Die Hintergründe, die zum Tod führten, lagen jedoch im Konsum von „Purple Drank“ – auch „Dirty Sprite“ oder „Lean“ genannt. Eine Flasche mit dem lilafarbenen Getränk wurde neben dem Mann gefunden. Dabei handelt es sich um ein Gemisch aus Zitronenlimonade, Codein-haltigem Hustensaft und dem Wirkstoff Promethazin. Eine toxikologische Untersuchung konnte dies bestätigen und lieferte außerdem Hinweise auf den Konsum weiterer illegaler Substanzen.
Wirkstoffcheck
Promethazin gehört zur Gruppe der Phenothiazine. Der Wirkstoff besitzt anticholinerge, antiemetische und adrenolytische Eigenschaften und hat zudem eine starke H1-antihistaminerge Wirkung. Anwendung findet Promethazin sowohl als Sedativum bei Unruhe- und Erregungszuständen durch psychiatrische Erkrankungen als auch als Antihistaminikum bei allergischen Reaktionen. Der genaue Mechanismus der beruhigenden und antipsychotischen Wirkung ist noch nicht geklärt.
Codein gehört zu den Phenanthren-Alkaloiden und besitzt opiatagonistische Eigenschaften. Die Substanz wirkt in Abhängigkeit von der Dosis sowohl zentral analgetisch als auch antitussiv und kommt in der Regel als Hustenstiller zum Einsatz. Der Hustenreflex wird durch eine direkte Wirkung auf das Hustenzentrum unterdrückt. Die Wirkung ist zum Teil auf eine Bindung an supraspinale Opiatrezeptoren zurückzuführen. Zum anderen ist der Metabolit Morphin für einen Teil der Wirkung verantwortlich.
„Purple Drank“: Mix aus Codein-Hustensaft, Sprite und Promethazin
Wie Expert:innen erklären, erfreut sich „Purple Drank“ vor allem in der Drogenszene schon seit einigen Jahren großer Beliebtheit und wird auch in verschiedenen Rap-Songs thematisiert. Denn die Kombination löst ein Gefühl von Euphorie und einer erwünschten Betäubung aus. Bei einer Überdosierung kommt es zu einer stark dämpfenden Wirkung im Zentralnervensystem, wodurch kognitive und psychomotorische Funktionen stark beeinträchtigt werden können. So auch im Fall des verstorbenen Patienten, bei dem die massive Bewusstseinseintrübung wohl dazu geführt hat, dass er bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt draußen an Unterkühlung starb, wie die behandelnden Ärzt:innen schlussfolgerten. Auch weitere Todesfälle unter dem Missbrauch von „Purple Drank“ sind bekannt.
Übrigens: Auch die Kombination aus dem Opioid Loperamid zur Durchfallbehandlung und Chinin-haltigem Tonic Water kann tödliche Folgen haben, genau zu einer Vergiftung führen, wie der Fall einer jungen Patientin gezeigt hat.
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