Pramipexol: Parkinson-Wirkstoff gegen Depressionen
Millionen Menschen sind hierzulande von Depressionen betroffen. Neben verhaltenstherapeutischen Maßnahmen kommen zur Behandlung verschiedene Arzneimittel ins Spiel. Doch nur bei jedem/jeder zweiten Betroffenen zeigen diese die gewünschte Wirkung. Eine Lösung könnte mit dem Parkinson-Wirkstoff Pramipexol kommen, der Depressionen für rund ein Jahr lindern kann.
Depressionen gehören laut der Weltgesundheitsorganisation zu den Erkrankungen mit der größten Krankheitslast und die Zahl der Betroffenen steigt. Während zahlreiche Patient:innen auf die Behandlung mit Antidepressiva ansprechen, gilt das nicht für alle. Rund die Hälfte der Betroffenen leidet Expert:innen zufolge an therapieresistenten Depressionen. Um ihnen dennoch Linderung zu verschaffen, bringen Forschende nun einen bekannten Wirkstoff ins Spiel: Der vor allem in der Parkinson-Therapie genutzte Dopaminagonist Pramipexol soll bei Depressionen positive Effekte zeigen.
Pramipexol bindet ähnlich wie Dopamin an die D2/D3-Rezeptoren und ahmt dessen Wirkung nach, wodurch die Folgen des mit der Erkrankung verbundenen Dopaminmangels eingedämmt und Symptome wie Zittern und Bewegungseinschränkungen gelindert werden. Der Dopaminagonist wird entweder als Monotherapie oder in Kombination mit Levodopa angewendet. Zu den weiteren Indikationen gehört das Restless-Legs-Syndrom. Die Anwendung erfolgt oral in Tablettenform, die Dosierung richtet sich nach der jeweiligen Indikation. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören unter anderem Blutdruckabfall, Schwindel, Müdigkeit, Übelkeit, starke Erregungszustände sowie Schlafstörungen.
Depressionen: Pramipexol lindert Beschwerden
Ein Forscherteam der Universität Oxford hat überprüft, wie sich Pramipexol auf die Symptome von Patient:innen mit therapieresistenten Depressionen auswirkt. Denn weil Betroffene aufgrund einer Beeinträchtigung ihres Belohnungssystems oftmals nur schwer Freude an belohnenden Aktivitäten finden können und dopaminerge Bahnen dabei eine wichtige Rolle spielen, könnten dopaminerge Substanzen wie Pramipexol einen entsprechend positiven Effekt zeigen, so die Vermutung.
Um diese zu belegen, wurden die Patient:innen zusätzlich zur bestehenden antidepressiven Medikation entweder über 48 Wochen mit Pramipexol (bis zu einer Dosis von 2,5 mg/Tag) oder Placebo behandelt. Der Effekt der Therapien wurde anhand der Quick Inventory of Depressive Symptomatology-Self Report-Skala bewertet. Dabei zeigte sich: Kam Pramipexol bei Depressionen zum Einsatz, verringerte sich der Punktewert auf der Skala in den ersten zwölf Wochen im Schnitt um sechs Punkte, unter Placebo dagegen nur um zwei Punkte. Auch nach 48 Wochen blieb die Tendenz unter dem Wirkstoff bestehen.
Im Vergleich zu Studien mit anderen Wirkstoffen wie Esketamin oder atypischen Antipsychotika fiel der lindernde Effekt des Dopaminagonisten deutlich stärker aus. Beachtet werden muss jedoch, dass etwa jede/r fünfte Patient:in unter der Behandlung die für den Wirkstoff typischen Nebenwirkungen wie Übelkeit, Kopfschmerzen sowie Schlafstörungen oder Schläfrigkeit entwickelte.
„Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Pramipexol eine klinisch wirksame Option zur Symptomreduktion bei Patienten mit therapieresistenter Depression darstellt“, so das Fazit der Forschenden. Dafür brauche es jedoch Strategien für eine bessere Verträglichkeit.
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