PPI: Infektionsrisiko erhöht?
Protonenpumpenhemmer (PPI) gehören zu den Schnelldrehern in der Apotheke. Doch bei Omeprazol und Co. drohen unerwünschte Wirkungen. So können die Wirkstoffe das Migränerisiko um bis zu 70 Prozent erhöhen. Damit nicht genug. Auch das Infektionsrisiko kann unter PPI steigen.
PPI werden unter anderem zur Behandlung von verschiedenen Ulzera, der Refluxkrankheit oder Heliobacter pylori im Rahmen der Triple-Therapie eingesetzt. Die Stoffgruppe ist Standardtherapie zur Behandlung säurebedingter Magen-Darm-Beschwerden und wird als Magenschutz verordnet, da die Wirkstoffe die Magensäuresekretion durch eine irreversible Hemmung der Protonenpumpe vermindern.
Vor allem bei Kindern angewendet können Omeprazol, Pantoprazol und Co. jedoch im Zusammenhang mit Knochenbrüchen, Niereninsuffizienz, Allergien, Asthma und Darmerkrankungen stehen. Zudem erhöhen PPI auch das Infektionsrisiko, wie Forschende aus Frankreich in einer früheren Studie belegt haben.
PPI: Infektionsrisiko steigt
Dafür wurden in einer Kohortenstudie die Daten von knapp 1,3 Millionen Kindern aus dem französischen Gesundheitsdatensystem untersucht, die zwischen 2010 und 2018 geboren wurden und aufgrund der gastroösophagealen Refluxkrankheit (GERD) oder anderer Magensäure-bedingter Probleme medikamentös behandelt wurden. Während etwa die Hälfte (rund 600.000) der Kinder mit PPI therapiert wurde, erhielt der Rest entweder Antazida oder Histamin-2-Rezeptoragonisten. Die Nachbeobachtungszeit betrug im Schnitt 3,8 Jahre.
Dabei zeigte sich: Erhielten die Kinder PPI, war das Infektionsrisiko mitunter deutlich erhöht. Dies galt sowohl für schwere, bakteriell bedingte Infektionen als auch für virale. Besonders anfällig waren die Patient:innen unter der PPI-Therapie zudem für Infektionen des Verdauungstrakts, von Ohren, Nase und Rachen, der unteren Atemwege, der Nieren und Harnwege und des Nervensystems. Unter den anderen Behandlungsmethoden galt dies nicht.
Einfluss auf das Immunsystem
Den Grund dafür sehen die Forschenden der Französischen Nationalen Agentur für die Sicherheit von Arzneimitteln und Gesundheitsprodukten sowie der Universität Versailles Saint-Quentin-en-Yvelines unter anderem in der Veränderung des pH-Wertes im Magen. Denn PPI bilden eine Disulfidbrücke mit der H+/K+-ATPase, wodurch diese irreversibel gehemmt wird. Es kommt zu einer Anhebung des pH-Wertes im Magen, wodurch wiederum wichtige physiologische Funktionen der Magensäure ebenfalls gehemmt werden. Die Folge ist eine erschwerte Resorption von Eisen, Vitamin B12, Calcium und Magnesium. Und auch das Immunsystem selbst kann durch PPI anfälliger für das Eindringen von Krankheitserregern, so die Vermutung der Forschenden.
Aufgrund des mit ihnen verbundenen erhöhten Infektionsrisikos sollten PPI bei Kindern nicht ohne klare Indikation angewendet werden, so das Fazit.
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