Plausi-Check: Kation-Anion-Wechselwirkung
Ohne Plausi-Check keine Rezeptur. Nach § 7 Apothekenbetriebsordnung ist die Plausibilitätsprüfung Pflicht. Denn: Nicht jede verordnete Rezeptur macht auch Sinn. Unter anderem sind Interaktionen der einzelnen Bestandteile möglich – wie beispielsweise eine Kation-Anion-Wechselwirkung.
Nach § 7 Absatz 1b Apothekenbetriebsordnung müssen im Rahmen der Plausibilitätsprüfung folgende Punkte berücksichtigt werden:
- Dosierung,
- Applikationsart,
- Art, Menge und Kompatibilität der Ausgangsstoffe untereinander sowie deren gleichbleibende Qualität in dem fertig hergestellten Rezepturarzneimittel über dessen Haltbarkeitszeitraum
- Haltbarkeit des Rezepturarzneimittels
Kation-Anion-Wechselwirkung: Was passiert?
Treten Anionen und Kationen in Wechselwirkung, können sich durch chemische Reaktionen beispielsweise schwerlösliche Salze bilden. Die Folge: sichtbare Ausfällungen in Form von Flocken und/oder Wirkverlust. Eine Kation-Anion-Wechselwirkung kann sowohl zwischen wirksamen Bestandteilen als auch zwischen Wirk- und Hilfsstoffen auftreten.
Was ist zu tun?
Kationische und anionische Wirk- und Hilfsstoffe dürfen nicht gemeinsam in wässrigen Grundlagen verarbeitet werden. Das bedeutet: Ein Bestandteil muss ausgetauscht und/oder es müssen zwei Rezepturen angefertigt werden. Unter Umständen muss also Arztrücksprache gehalten werden. So sollen kationische Wirkstoffe in nichtionischen Grundlagen (O/W Cremes oder Hydrogele) verarbeitet werden.
Zu den anionischen Wirkstoffen gehören beispielsweise Ammoniumbituminosulfonat und Clioquinol. Anionische Hilfsstoffe sind die Emulgatoren Natriumcetylstearylsulfat, Natriumlaurylsulfat sowie Natrium- und Kaliumstearat und die Konservierungsstoffe Sorbinsäure und Kaliumsorbat. Beispiele für kationische Wirkstoffe sind Clotrimazol (pH <5), Miconazolnitrat, Gentamycinsulfat, Lidocain-HCL, Silbernitrat und Diltiazem-HCL.
Zu den nichtionischen Salbengrundlagen gehören unter anderem hydrophobe Salben (Vaseline, einfache Augensalbe), Oleogele (Hydrophobes Basisgel), wasseraufnehmende Salven (Wollwachsalkoholsalbe), lipophile Cremes (weiche Salbe, wasserhaltige Wollwachsalkoholsalbe), amphiphile Cremes (Basiscrem) sowie hydrophile Cremes (Nichtionische Hydrophile Creme).
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