PK150: Neues Antibiotikum aus Krebsmedikament
Mehr als 15 verschiedene Antibiotikaklassen gibt es bereits, zu denen zahlreiche Wirkstoffe zählen. Doch der Anteil an Antibiotikaresistenzen nimmt stetig zu, was die Wirksamkeit einschränkt. Es sind also neue Wirkstoffe gefragt. Dazu gehört auch PK150 – ein neues Antibiotikum, das Forschende der Technischen Universität München entdeckt haben und das Resistenzen ausschließen soll.
„Wir haben in Kulturen mit Staphylococcus aureus hunderte verschiedener Wirkstoffe getestet und sind dabei auf ein Molekül gestoßen, das diese Bakterien sehr effizient abtötet“, heißt es von dem Forscherteam. Die Rede ist von PK150, wie der vorläufige Name des möglichen neuen Antibiotikums lautet. Grundlage dafür war der Multikinase-Inhibitor Sorafenib, der zur Behandlung von Leber-, Nieren- und Schilddrüsenkrebs zum Einsatz kommt. Das Zytostatikum trägt zu einer Hemmung der Tumorzellproliferation sowie der Angiogenese bei und wirkt ebenfalls gegen Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA). Der Wirkstoff wurde von den Wissenschaftler:innen zu PK150 weiterentwickelt, das zehnmal wirksamer sein soll als die Ausgangssubstanz.
PK150 soll Ausbildung von Resistenzen erschweren
Das Besondere: Das Wirkprinzip von PK150 unterscheidet sich deutlich von dem anderer Antibiotika, was die Ausbildung von Mutationen mit Resistenzen gegen den Wirkstoff erschweren oder sogar unmöglich machen soll. „Während klassische Antibiotika entweder die Zellwand oder den Stoffwechsel von Bakterien angreifen, zielen wir darauf ab, Proteintransport und Energiehaushalt der Keime nachhaltig zu schädigen, sodass sie keine Möglichkeit mehr haben, sich zu vermehren und Resistenzen auszubilden“, betonen die Wissenschaftler:innen in einer Mitteilung.
PK150 stimuliert demnach die Ausscheidung von Proteinen in der Zellwand der Keime, sodass wichtige Enzyme aus der Zelle geleitet werden und diese anfängt, sich selbst zu verdauen. Parallel dazu werde der Zellstoffwechsel blockiert, sodass es schließlich zum Absterben der Zelle komme. Der Wirkstoff soll dabei sowohl gegen Staphylococcus aureus als auch gegen andere multiresistente grampositive Keime wirken.
Um den Wirkstoff noch weiter zu entwickeln und möglichst bald ein entsprechendes Arzneimittel damit auf den Markt zu bringen, wurde bereits ein Start-up Unternehmen gegründet.
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