Kombinierte hormonale Kontrazeptiva (KHK) wie die Pille gehören nach wie vor zu den beliebtesten Verhütungsmethoden. Einige KHK sind jedoch mit einem erhöhten Risiko für venöse Thromboembolien (VTE) verbunden. Aber kann das Thromboserisiko durch Absetzen wieder reduziert werden und wenn ja, ab wann?
Das Risiko für eine VTE unter KHK wurde in zahlreichen Studien untersucht. Demnach haben Präparate mit Levonorgestrel, Norethisteron oder Norgestimat das geringste Risiko. Besonders hoch ist die Gefahr dagegen im ersten Jahr der Anwendung einer Kombipille sowie bei einer erneuten Einnahme nach einer Anwendungspause von mindestens vier Wochen. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte hat eine Übersicht erstellt.
Ob und wie lange das Thromboserisiko nach dem Absetzen der Pille fortbesteht, ist bisher jedoch nicht klar. Forschende liefern dazu nun neue Erkenntnisse. „Ein zwei bis vierwöchiges Absetzen kombinierter hormoneller Kontrazeptiva scheint ausreichend zu sein, um das damit verbundene Thromboserisiko zu beseitigen“, lautet das Ergebnis ihrer Studie.
Absetzen der Pille senkt Thromboserisiko
Um herauszufinden, wie lange es dauert, bis sich die östrogenbedingten thrombotischen Biomarker wieder normalisieren, wurde eine kleine prospektive Kohortenstudie an Frauen zwischen 18 und 50 Jahren durchgeführt, die mit der Einnahme aufhören wollten. Nach dem Absetzen der Pille wurden die Frauen in insgesamt sechs Besuchen – nach einer, zwei, vier, sechs und zwölf Wochen – im Hinblick auf ihr Thromboserisiko untersucht. Als Kontrollgruppe dienten Frauen, die nicht mittels KHK verhüteten.
Das Ergebnis, das im Fachjournal „Blood“ der American Society of Hematology erschienen ist: Zwölf Wochen nach dem Absetzen zeigte sich ein signifikanter Rückgang der entsprechenden Biomarker wie aktiviertem Protein C, Thrombomodulin und Sexualhormon-bindendem Globulin, deren Anteil im Blut sich jeweils mehr als halbierte. Ein Großteil des Rückgangs war jedoch bereits nach vier beziehungsweise sogar zwei Wochen erreicht.
„Zusammenfassend lässt sich sagen, dass auf das Absetzen von KHK ein rascher Rückgang der östrogenbedingten thrombotischen Biomarker folgt“, heißt es von den Autor:innen. Insbesondere wenn operative Eingriffe anstehen würden, könne ein Absetzen der Pille zwei bis vier Wochen vorher das Thromboserisiko deutlich reduzieren.
Die Entscheidung sollte jedoch in Absprache mit dem/der behandelnden Ärzt:in und nach sorgfältigem Abwägen des Nutzen-Risiko-Verhältnisses erfolgen. Hinzukommt, dass die Forschenden tatsächlich stattgefundenen thromboembolischen Ereignisse und lediglich eine kleine Zahl an Frauen untersucht haben, weshalb weitere Studien notwendig sind.
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