Piechotta ätzt gegen Apotheken
Dass die Grünen-Obfrau der Bundestagskommission, Dr. Paula Piechotta, gegen die Apotheken ätzt, ist keine Seltenheit. Doch vor wenigen Tagen hat ein Facebook-Post der Gesundheitspolitikerin die Grenze der Geschmacklosigkeit überschritten. „Der Spahnsinn nimmt kein Ende. Heute: Die Apotheken-Edition.“ Apothekerin Doris Maria Krünägel-Schropp hat Beschwerde beim Bundesverband der Grünen eingelegt.
In mehreren Slides schießt Piechotta gegen Jens Spahn und die Apotheken. „Zu viel Vertrauen, zu wenig Kontrolle“ wirft die Grünen-Politikerin dem ehemaligen Gesundheitsminister vor. „Unter Jens Spahn spielten Apotheken eine zentrale Rolle bei der Corona-Pandemie.“ Von großzügig bemessenen pauschalen und wenig Kontrolle ist im Post die Rede. „Die Pflege oder Psychotherapeuten hätten sicher auch gern solche Konditionen bekommen“, so Piechotta. All dies habe zu Fehlanreizen und zahlreichen schwarzen Schafen geführt.
Dann holt Piechotta in zehn Slides zum Rundumschlag aus. Apotheken hätten anders als viele andere im Gesundheitswesen 2020 viel dazuverdienen können. Als Einnahmequellen listet Piechotta Schnelltests, Impfnachweise, Schutzimpfungen und die Paxlovid-Abgabe auf. In Summe kommen Apotheken laut Post in den Jahren 2020 bis 2022 auf mehr als 3,5 Milliarden Euro pandemiebedingte Zusatzeinnahmen.
Was Piechotta immer wieder bemängelt, ist die fehlende Kontrolle. Spahn hätte mit Fixvergütungen Quantität statt Qualität belohnt. „Apotheken erhielten Gelder für viele neue Leistungen, wobei niemand schaute, ob die auch wirklich stattgefunden hatte.“
Paxlovid sei vom Hoffnungsträger zum Handelsgut geworden. Eine Million Packungen Paxlovid habe das Bundesgesundheitsministerium im Jahr 2022 von Steuergeldern gekauft und kostenlos an Apotheken abgegeben. „Nur etwa 560.000 davon wurden an Patienten abgegeben“, so Piechotta. „Der Rest wurde illegal durch Apotheken weiterverkauft, teilweise nach China, oder blieb ungenutzt und verfiel.“ Spahns „Laissez-Faire-Politik“ habe Tür und Tor geöffnet und Apotheken hätten mit Staatsware gehandelt.
Doris Maria Krünägel-Schropp, Inhaberin der Marien-Apotheke in Rettenbach hat sich an den Bundesverband der Grünen gewendet und ihn zur Rüge aufgefordert.
„Ihre Bundestagsabgeordnete Frau Paula Piechotta hat am 12.12.25 eine ausgesprochen widerliche, der Sache nach, den gesamten Berufsstand der Apotheker verleumdende und ehrabschneidende Kampagne auf Facebook gepostet“, schreibt die Apothekerin. Die Apothekerschaft halte in den Kommentaren mit zahlreichen Zahlen und Fakten gegen diese Üble Nachrede.
„Sie müssen sich die Frage gefallen lassen, wieso Sie eine Person, die so offensichtlich unfähig ist für demokratischen und vor allem ehrlichen Diskurs, in Ihrer Partei belassen“, macht Krünägel-Schropp deutlich. Der Appell: „Ich fordere Sie auf, diese Person mit ihrer gegen die deutsche Apothekerschaft gerichteten Lügen-Kampagne öffentlich zu rügen, sich von ihr zu distanzieren, und sie aufzufordern, ihr Bundestagsmandat zur Verfügung zu stellen.“
Unter dem Facebook-Post finden sich zahlreiche Kommentare. Piechotta werden nicht nur Populismus, Neid, Missgunst und Egoismus zugesprochen, sondern auch Gegenargumente geliefert.
„Apotheken sind die bestkontrollierten Instanzen in dieser Pandemie. Wenn Sie sich aufregen wollen, dann bemängeln Sie doch die Einbindung von Shishabars etc. in der Testung!“, heißt es in einem Kommentar. „Apotheken haben den größten Teil des Verdienstes als Steuer wieder an den Staat zurückgezahlt.“ Wie in jeder Berufsgruppe gebe es schwarze Schafe, dennoch könne eine ganze Berufsgruppe nicht unter Generalverdacht gestellt werden. „Dann könnte ich sagen, dass alle Politiker unter Hand Immobiliengeschäfte machen oder Insiderwissen verkaufen!“
„Wir haben locker 70h pro Woche gearbeitet, alles am Laufen gehalten, unsere und die Gesundheit unserer Familien riskiert, sind wirtschaftliche Risiken durch teure Einkäufe eingegangen und wurden dafür von Lauterbach noch bestraft!“
„Uns Apothekerinnen hier mit Spahn in Sippenhaft zu stellen, steht selbst Ihnen nicht gut zu Gesicht“, so ein weiterer Kommentar. „Sie verunglimpfen gerade komplett den Berufsstand, der während Corona sehr viele Kohlen aus dem Feuer holte (in Einbezug meiner Kinder und meines Mannes konnten 200 Leute an Karfreitag 2022 Menschen ihre Liebsten besuchen, weil wir am Feiertag Testungen im apothekerlichen Rahmen durchführten. Wir konnten Händedesinfektionen verteilen, weil wir sonntags mit der 6-köpfigen Familie dieselbe herstellten mit Hilfe von Alkohol der Obstbrennereien hier in Werder). Hohes zeitliches und persönliches Engagement, weit über die 60-Stundenwoche hinaus und Sie ohrfeigen uns Apothekerinnen? DAS ist würdelos!! Selbst Sie als Ärztin sollten sich so nicht erheben!!“
„Sehr geehrte Frau Piechotta, viel Positives habe ich von Ihnen nicht erwartet, aber, dass Sie auf übelste Art meinen Berufsstand verunglimpfen, ist selbst für Ihre Verhältnisse ein neuer Tiefpunkt!“, schreibt eine Apothekerin. „Es gibt ca. 25 Verdachtsfälle/Verfahren und wenige Urteile! Aber Sie nehmen alle 20.000 Apotheken in Sippenhaft und hart arbeitende, ehrliche Kolleginnen und Kollegen werden unter Generalversacht gestellt! Klingt für mich justiziabel, als üble Nachrede und ich fühle mich persönlich beleidigt! Vor allem, wenn Sie behaupten der damalige Gesundheitsminister Spahn sei jemals förderlich für die Apotheken gewesen, dann kann ich nur bitter lachen! Pfui!!!“
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