Tollwutimpstoffe sind derzeit nur eingeschränkt verfügbar. Engpässe gibt es sowohl bei Rabipur (Bavarian Nordic) als auch bei Verorab (Sanofi Pasteur). Eine präexpositionelle Impfung sollte nur erfolgen, wenn diese streng gestellt ist und das mögliche Risiko geprüft wurde. Auch planbare Auffrischungsimpfungen sollten aufgeschoben werden. Eine Postexpositionsprophylaxe (PEP) ist jedoch unerlässlich. Dabei kann zwischen den Impfstoffen geswitcht werden.
Deutschland ist laut Robert-Koch-Institut (RKI) seit 2008 frei von terrestrischer Tollwut. Fledermäuse sind das einzige Reservoir für Tollwut, daher kommt eine PEP nur infrage nach Fledermauskontakt, nach Kontakt mit auffälligen Heimtieren, deren Herkunft und Impfstatus unbekannt ist, oder mit Tieren, die aus Tollwut-Endemiegebieten mitgebracht wurden, oder nach Kontakt zu Tieren in Tollwut-Endemiegebieten und unterbliebenem sofortigen Beginn beziehungsweise noch nicht vollständig abgeschlossener PEP.
„Die Verfügbarkeit von Tollwutimpfstoffen für die PEP ist gewährleistet“, heißt es auf der Webseite des RKI. Über jede öffentliche Apotheke sei bei gegebener Indikation zur PEP der Bezug von Tollwutimpfstoff und Tollwut-Immunglobulin möglich. Hat der Großhandel keine Ware an Lager, können die Apotheken auf die Notfalldepots zugreifen.
Doch mitunter muss es schnell gehen, aber Rabipur oder Verorab sind nur eingeschränkt verfügbar. So auch am Wochenende. Verorab konnte über den Großhandel geliefert werden. Doch die PEP wurde bereits mit Rabipur begonnen. Ist ein Austausch möglich?
Verorab und Rabipur austauschbar
„Nach Möglichkeit sollte eine begonnene Impfserie mit dem gleichen Impfstoff vervollständigt werden, die Impfstoffe können aber auch innerhalb einer Serie ausgetauscht werden“, teilt eine RKI-Sprecherin mit. „Auch bei im Ausland begonnener PEP mit einem anderen Impfstoff kann mit den in Deutschland verfügbaren Impfstoffen weitergeimpft werden.“
Von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hieß es bereits im Jahr 2018: „Aus einer Beobachtungsstudie geht hervor, dass Änderungen des Tollwutimpfstoffs und/oder des Verabreichungsweges unter unvermeidlichen Umständen erlaubt sein sollten, um die Einhaltung des PEP-Plans zu gewährleisten.“ Die Studienergebnisse zeigen, dass die PEP trotz Änderungen des Tollwutimpfstoffs sicher und immunogen ist.
Nach Exposition sollten nicht oder unvollständig gegen Tollwut geimpfte Personen eine Tollwutimpfserie erhalten. Nötig sind drei Dosen an den Tagen 0, 7 und 28, die intramuskulär verabreicht werden. Sind Betroffene vollständig grundimmunisiert, sind zwei Impfstoffdosen im Abstand von drei Tagen nötig.
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