People Pleasing: Wenn Ja sagen krank macht
In der Apotheke geht ohne Teamwork nichts. Das bedeutet, Mitarbeitende unterstützen sich gegenseitig und stehen füreinander ein. Dazu gehört es auch, ab und zu mal Nein zu sagen. Es gibt jedoch Kolleg:innen, die das nicht können, um andere nicht vor den Kopf zu stoßen. Die Rede ist vom People Pleasing. Doch ständiges Ja sagen kann krank machen.
Ob Kund:innen im HV, die Extrawünsche haben, Kolleg:innen, die unangenehme Aufgaben abtreten möchten, die Apothekenleitung, die um Überstunden bittet, oder Personen im Privatleben: Manche Menschen sagen zu jeder Anfrage/Bitte an sie Ja, egal worum es dabei geht. Die Gründe dafür sind vielfältig. Meist geht es jedoch darum, andere nicht gegen sich aufzubringen, sondern zufriedenzustellen, um dadurch die eigene Anerkennung zu steigern. Doch das sogenannte People Pleasing – zu Deutsch „Menschen gefallen“ – hat seine Schattenseiten. Denn es kann für Betroffene zur psychischen Belastung werden, vor allem im beruflichen Kontext.
Denn auch wenn es selbstverständlich erscheint, eine/n Kolleg:in in Not zu unterstützen, müssen die eigenen Aufgaben trotzdem erledigt werden. Das bedeutet, es muss mehr Energie investiert werden, um beides zu jonglieren. Und diese fehlt dann an anderer Stelle. Hinzukommt der Beginn eines Teufelskreises: Wer zu oft Ja sagt, lässt dies zur Gewohnheit werden, sodass ein Nein immer schwerer fällt und ständig neue Anfragen kommen. Wird das Ja-Sagen zur Dauersituation, wird der Leistungsdruck immer größer und zugleich steigt die Belastung. Das zeigt sich sowohl körperlich als auch psychisch. Stichwort Burnout.
Funfact: Besonders nette Menschen gehören übrigens laut Studien zu den unbeliebten Kolleg:innen, weil sie im Verdacht stehen, nur nett zu sein, um ihre Ziele zu erreichen und außerdem andere damit unter Druck setzen, es ihnen gleichzutun.
People Pleasing: Das Maß macht´s
Doch was können Betroffene gegen das People Pleasing beziehungsweise dessen negative Folgen unternehmen – einfach lernen, Nein zu sagen? Ganz so einfach ist es nicht. Stattdessen geht es laut Expert:innen eher um das richtige Maß an Nettigkeit. Solange sich alle Beteiligten damit gut fühlen, spricht nichts dagegen, jemandem einen Gefallen zu tun. Bemerken Menschen jedoch, dass sich ihre eigene Situation verschlechtert, wenn sie anderen etwas abnehmen, sollten Grenzen gesetzt werden.
Doch bevor ein echtes Nein über die Lippen kommt, braucht es vielfach zunächst etwas Übung. Ein erster Schritt ist daher, Bitten nicht sofort mit einem Ja zu beantworten, sondern sich zunächst etwas Bedenkzeit zu erbitten, um darüber nachzudenken. So können die eigenen To-dos und Wünsche in Ruhe durchdacht werden, bevor eine weitere Verpflichtung hinzukommt.
Mehr aus dieser Kategorie
Blutdruckabfall: Makrolide besser nicht mit Calciumantagonisten?
Calciumantagonisten – auch Calciumkanalblocker – wie Amlodipin gehören zu den am häufigsten verordneten Blutdrucksenkern. Doch in Kombination mit anderen Arzneimitteln …
Vitamin D schützt nicht vor Erkältungen
Eine Verringerung der Krebssterblichkeit, die Förderung der Knochenstabilität und Co. – Vitamin D werden zahlreiche positive Eigenschaften auf die Gesundheit …
Fluorchinolone: Schwere Nebenwirkungen meist bei Frauen und Jüngeren
Fluorchinolone gehören zu den Reserveantibiotika. Denn weil Wirkstoffe wie Ciprofloxacin, Levofloxacin und Co. mit zahlreichen, mitunter schweren Nebenwirkungen verbunden sein …