Ozempic und Co.: Bei Hormontherapie Dosis anpassen?
GLP-1-Rezeptoragonisten sind weiterhin gefragt und werden für ihre positiven Effekte gefeiert. Dass Wirkstoffe wie Semaglutid aber auch mit unerwünschten Wirkungen verbunden sein können, ist bekannt. Nun warnen Expert:innen vor einer möglichen Wechselwirkung. Unter einer Hormontherapie kann demnach eine Dosisanpassung nötig sein.
GLP-1-Rezeptoragonisten wie Semaglutid (unter anderem Ozempic, Novo Nordisk) kommen nicht nur zur Blutzuckersenkung, sondern auch zur Gewichtsreduktion zum Einsatz. Doch die Wirkstoffe lassen nicht nur die Kilos purzeln, sondern können auch Fruchtbarkeitsstörungen mindern, wie zahlreiche Beispiele sogenannter „Ozempic-Babys“ zeigen. Während eine Wirkverminderung der Pille laut den europäischen Produktinformationen nicht erwartet wird, schlagen Expert:innen nun in puncto Hormontherapie Alarm und empfehlen eine Dosisanpassung – vor allem unter einer Hormonersatztherapie.
GLP-1-Analoga wirken selektiv als GLP-1-Rezeptor-Agonisten. Binden die Wirkstoffe an den Rezeptor, wird dieser aktiviert. Dadurch wird einerseits der Blutzuckerspiegel glucoseabhängig durch Stimulation der Insulinsekretion und Senkung der Glucagonsekretion gesenkt. Andererseits kommt es zu einer Appetitreduktion und damit einer geringeren Energieaufnahme sowie einer verzögerten Magenentleerung,
GLP-1-Analoga und Hormontherapie: Dosisanpassung nötig?
Wie die British Menopause Society in einem Leitfaden informiert, kann es unter der gleichzeitigen Anwendung von GLP-1-Rezeptoragonisten wie Semaglutid und einer Hormontherapie zu einer Wirkverminderung kommen. Doch es kommt auf die Art der Behandlung an, denn nicht jede Hormontherapie erfordert eine Dosisanpassung. Demnach bedarf es unter der Anwendung von Hormonpflastern mit Östrogen und Gestagen keiner Änderung, ebenso wenig bei eingesetzten Hormonspiralen mit Levonorgestrel. Auch Vaginalzäpfchen mit Progesteron können in der gewohnten Dosierung genutzt werden.
Lediglich bei der oralen Einnahme von Hormonpräparaten mit Gestagenen sollte eine Dosisanpassung überprüft werden. Genau kann für vier Wochen nach Beginn der Therapie mit GLP-1-Rezeptoragonisten sowie nach jeder Dosissteigerung ebenfalls eine Erhöhung der Hormondosis nötig sein.
Der Grund: Weil durch die Anwendung von GLP-1-Analoga nicht nur die Nahrung, sondern auch Arzneimittel länger im Magen bleiben und Wirkstoffe somit verzögert weitergeleitet werden, kann ihre Wirkung beeinträchtigt werden. Das gilt auch für oral eingenommene Hormone wie beispielsweise Gestagene, deren Absorption unter Umständen verringert werden kann.
Dosisanpassung nicht auf eigene Faust
Weil jedoch bisher keine Daten vorliegen, die Aufschluss über die erforderliche Dosisanpassung einer Hormontherapie geben, sollten Patientinnen in jedem Fall Arztrücksprache halten. Außerdem lautet die Empfehlung, bei oraler östrogenbasierter Hormonersatztherapie einen Wechsel zu einer transdermalen Anwendung in Betracht zu ziehen, wenn zugleich eine Behandlung mit Inkretinmimetika erfolgen soll. Als sicherste Option für den Schutz der Gebärmutterschleimhaut bei Frauen, die eine kombinierte Hormonersatztherapie erhalten und gleichzeitig Semaglutid oder auch Tirzepatid zur Behandlung von Adipositas/Diabetes anwenden, gilt laut den Expert:innen zudem die Spirale als Mittel der Wahl.
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