Offener Brief: Verhütung soll für alle Kassenleistung werden
Verhütung ist für viele Menschen ein sensibles Thema, das gilt auch für die Beratung in der Apotheke. Neben der Scham spielt dabei auch der finanzielle Aspekt eine Rolle. Denn nicht jede/r kann sich Pille und Co. leisten. In einem offenen Brief wird nun die Forderung laut, Verhütung für alle zur Kastenleistung zu machen.
Bisher gilt: Für Frauen bis zur Vollendung des 21. Lebensjahres gelten verschreibungspflichtige Verhütungsmittel wie die Pille oder die Spirale als Leistung der gesetzlichen Krankenkasse. Voraussetzung dafür ist eine ärztliche Verschreibung. Anschließend müssen die Kosten bis auf wenige Ausnahmen in der Regel selbst getragen werden. Für Männer gibt es dagegen bisher keine Kostenübernahme für Verhütungsmittel.
Das soll sich ändern. In einem offenen Brief an die Bundestagsabgeordneten fordern Verbände wie die Deutsche Aidshilfe, die Bundesärztekammer, der Deutsche Gewerkschaftsbund, die Caritas, ver.di, Amesty International und viele weitere eine bundesgesetzliche Regelung zur Kostenübernahme von Verhütungsmitteln – die Verhütung soll also für alle zur Kassenleistung werden.
Kostenübernahme auch für Männer: Verhütung als Kassenleistung?
Der Grund: Hierzulande gebe es viele Menschen, die sich zwar vor einer ungewollten Schwangerschaft sowie sexuell übertragbaren Infektionen schützen möchten, sich die Kosten für Verhütungsmittel jedoch nicht leisten können. Denn diese lägen beispielsweise bei der Pille bei rund 22 Euro pro Monat. Das einmalige Einsetzen einer Spirale koste zwischen knapp 300 und rund 450 Euro. „Selbst die Anwendung von Kondomen kann das Budget von Menschen mit wenig Geld unverhältnismäßig belasten“, heißt es im Brief weiter. Die Folge: Häufig werde aus Kostengründen zu weniger zuverlässigen Methoden gewechselt, nur unregelmäßig oder gar nicht verhütet. Ein unhaltbarer Zustand, wie im Brief deutlich gemacht wird.
Daher lautet die klare Forderung der Unterzeichnenden an die Bundestagsmitglieder, eine bundesgesetzliche Regelung auf den Weg zu bringen, wonach „alle Menschen, die verhüten wollen, sich das sichere und gesundheitsschonende Verhütungsmittel ihrer Wahl leisten können, und niemandem der Zugang zu sicheren Verhütungsmitteln aus Kostengründen verwehrt ist.“ Vor allem die Ampel-Parteien hätten im Koalitionsvertrag die Möglichkeit von Verhütung als Kassenleistung in Aussicht gestellt sowie die Kosten für Geringverdienende zu übernehmen.
„Wir fordern das Bundesministerium für Gesundheit in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend auf, zur Umsetzung dieses Vorhabens umgehend einen Gesetzentwurf vorzulegen, zu beraten und im Bundestag zur Abstimmung zu stellen“, so der abschließende Appell.
Übrigens: In Berlin gibt es auch für Frauen ab 22 Jahren eine Kostenübernahme von ärztlich verordneten Verhütungsmitteln sowie Kondomen. Das gilt beispielsweise für Schülerinnen, Studentinnen, Auszubildende sowie arbeitsuchende Frauen, bei denen bestimmte Einkommensgrenzen nach dem Sozialgesetzbuch XII nicht überschritten werden. Derartige regionale Angebote würden jedoch laut den Unterzeichnenden nicht ausreichen.
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