Eine Verletzung ist im Alltag schnell passiert. Ein Schnitt mit dem Küchenmesser, ein Kratzer bei der Gartenarbeit oder eine Schramme sollten richtig versorgt werden. Bei Alltagswunden sollte in drei Schritten verfahren werden. Allerdings sind bei den einzelnen verwendeten Produkten Wechselwirkungen zu beachten – zum Beispiel bei Octenidin und Jod.
Die richtige Wundversorgung kann die Heilung der verletzten Haut beschleunigen. Schnitt- und Schürfwunden sollten als Erstes gereinigt werden. Bevor es jedoch mit den Fingern an die Wunde geht, sollten die Hände gründlich gewaschen werden. Fremdkörper und Schmutz können mithilfe von Kochsalzlösung, Wundspüllösungen oder unter lauwarmem bis kühlem, fließendem Wasser entfernt werden. Größere Splitter oder andere Fremdkörper sollten nicht selbst entfernt werden.
Im nächsten Schritt wird die Wunde desinfiziert. Geeignet sind Sprays oder auch Gele mit antiseptischen Wirkstoffen – beispielsweise Octenidin-, Polihexanid- oder Jod-haltige Präparate. Dabei ist die festgelegte Einwirkzeit zu beachten. Bei Octenidin-Sprays sind es zwei Minuten, Polihexanid hat zum Vergleich eine Einwirkzeit von 15 bis 20 Minuten. Im dritten Schritt kann die Wunde abgedeckt beziehungsweise mit wundheilungsfördernden Mitteln, die beispielsweise Dexpanthenol enthalten, versorgt werden.
Octenidin und Jod – besser nicht
Octenidin ist als klare, farblose, fast geruchlose Flüssigkeit im Handel. In vielen Hausapotheken ist das Antiseptikum als Spray zu finden. Allerdings sollte es nicht in Kombination mit Antiseptika auf PVP-Iod Basis auf benachbarten Hautarealen angewendet werden, da es in den Grenzbereichen zu starken braunen bis violetten Verfärbungen kommen kann.
Octenidindihydrochlorid ist eine kationaktive Verbindung, die zwei kationische Zentren und dadurch starke oberflächenaktive Eigenschaften besitzt. Die Substanz reagiert mit Zellwand- und Membranbestandteilen der Mikrobenzelle und zerstört die Zellfunktion. Prominentes Beispiel ist Octenisept (Schülke), das zusätzlich Phenoxyethanol enthält. Dessen antimikrobielle Eigenschaft ist auf eine Erhöhung der Zellmembrandurchlässigkeit für Kaliumionen zurückzuführen.
Jod sollte wiederum nicht gleichzeitig mit Wasserstoffperoxid oder silberbeschichteten Wundauflagen angewendet werden. Der Grund: Es kann zu einer gegenseitigen Wirkungsabschwächung der Präparate kommen.
Jod kommt zur Wunddesinfektion als Povidon-Jod-Komplex mit einem pH-Wert zwischen 2 und 7 zum Einsatz. Die mikrobizide Wirkung ist auf den Anteil des freien, nicht komplex gebundenen Jods zurückzuführen. Dieses wird in wässrigen Salben oder Lösungen aus dem Povidon-Iod-Komplex in einer Gleichgewichtsreaktion freigesetzt, wobei der Povidon-Iod-Komplex ein Iod-Depot darstellt, das eine konstante Konzentration des wirksamen freien Iods gewährleistet. Das freie Iod reagiert als starkes Oxidationsmittel auf molekularer Ebene vor allem mit ungesättigten Fettsäuren sowie mit leicht oxidierbaren SH-oder OH-Gruppen der Aminosäuren in Enzymen und Strukturproteinen der Mikroorganismen. Povidon-Iod besitzt ein breites Spektrum gegen grampositive und gramnegative Bakterien, Mykobakterien, Pilze, zahlreiche Viren und einige Protozoen.
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