Nur dreimal jährlich: Längeres Dosierintervall von GLP-1-Analoga durch Depot-Hydrogel
GLP-1-Analoga wie Semaglutid werden vor allem aufgrund ihrer hohen Wirksamkeit gehypt und finden je nach Wirkstoff zur Diabetes- und/oder Adipositas-Behandlung Anwendung. Forschende wollen nun einen Weg gefunden haben, wie das Dosierintervall von GLP-1-Analoga von einmal wöchentlich auf dreimal jährlich ausgedehnt werden kann – mittels eines Depot-Hydrogels.
Glucagon-like Peptide-1 (GLP-1)-Analoga wie Semaglutid gehören zu den Mitteln der Wahl bei der Diabetesbehandlung. So wirkt Semaglutid selektiv als GLP-1-Rezeptoragonist – bindet der Wirkstoff an den Rezeptor, wird dieser aktiviert. Die Folgen:
- der Blutzuckerspiegel wird glucoseabhängig durch Stimulation der Insulinsekretion und Senkung der Glucagonsekretion gesenkt
- Körpergewicht und Körperfettmasse werden durch eine geringere Energieaufnahme – Appetitreduktion – gemindert.
Der Wirkstoff ist im Diabetes-Medikament Ozempic enthalten, das die Zulassung für die Behandlung von unzureichend kontrolliertem Diabetes Typ 2 hält. Die Verabreichung erfolgt subkutan, und zwar einmal wöchentlich. Das Problem: Da die Akzeptanz dieser Darreichungsform bei Patient:innen Studien zufolge gering ist, kann die Therapietreue und somit auch die Behandlung in Gefahr geraten. Forschende wollen nun eine mögliche Lösung entwickelt haben: Ein spezielles Depot-Hydrogel, das das Dosierintervall von GLP-1-Analoga auf dreimal jährlich beschränken soll.
Längeres Dosierintervall: Hydrogel als GLP-1-Analoga-Depot
Wissenschaftler:innen der Standford University (USA) haben nach einer Möglichkeit gesucht, die Diabetesbehandlung zu optimieren, denn unabhängig davon, welchen positiven Effekt GLP-1-Analoga erzielen können, seien die regelmäßigen Injektionen für viele Patient:innen eine Belastung und deren Einhaltung eine große Herausforderung, heißt es in einer Pressemitteilung.
Daher haben die Forschenden ein neues Darreichungssystem entwickelt, das als GLP-1-Analoga-Depot funktionieren soll. Dabei handelt es sich um ein Hydrogel, das aus einem Netz aus Polymerketten und Nanopartikeln besteht. Dieses wird von der behandelnden Person injiziert und löst sich im Körper nach und nach auf – laut den Forschenden ähnlich wie Würfelzucker in Wasser. Das Besondere: In das Gel sind GLP-1-Analoga eingearbeitet, die bei Auflösen des Gels langsam freigesetzt werden, und zwar über einen Zeitraum von vier Monaten. Das Hydrogel muss somit nur alle drei Monate injiziert werden und könnte damit das wöchentliche Dosierintervall von GLP-1-Analoga ersetzen. Bisher wurde das Depot-Hydrogel an Ratten erfolgreich getestet. Nun sind weitere Untersuchungen an Schweinen geplant, bevor klinische Studien am Menschen folgen könnten.
Das System soll sowohl die Behandlung von Diabetes und Adipositas als auch die Medikamenteneinhaltung der Patient:innen erheblich verbessern können, lautet das Fazit der Forschenden. Außerdem soll es auch auf andere Wirkstoffe und Erkrankungen übertragbar sein.
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