Niedrigdosiertes ASS gegen Krebsrisiko?
Arzneimittel mit Acetylsalicylsäure (ASS) gehören zu den Schnelldrehern in der Apotheke, vor allem in der Indikation Schmerzen. Doch daneben kommt der Wirkstoff auch präventiv zum Einsatz. Ob niedrigdosiertes ASS das Krebsrisiko bei älteren Menschen senken kann, zeigt eine aktuelle Auswertung – und deckt dabei Unterschiede auf.
Über die vermeintlichen Vor- und Nachteile der Einnahme von Acetylsalicylsäure (ASS) wird immer wieder diskutiert. Denn während der Wirkstoff zu den Mitteln der Wahl in der Selbstmedikation zur Schmerzlinderung gehört, ist der präventive Effekt umstritten. So ergab eine Studie kürzlich, dass eine präventive Einnahme von ASS zur Vorbeugung kardiovaskulärer Ereignisse oftmals nicht die gewünschte Wirkung erzielt und sogar mehr schaden als nutzen kann. Und auch der Schutz vor Sehstörungen im Alter konnte bisher nicht belegt werden. Doch neue Untersuchungsergebnisse zeigen nun einen positiven Effekt von niedrigdosiertem ASS auf das Krebsrisiko – zumindest bei einigen Patient:innen.
ASS kommt je nach Dosierung in unterschiedlichen Indikationen zum Einsatz. In der niedrigen Dosierung von 75 bis 300 mg hemmt der Wirkstoff irreversibel die Thrombozytenaggregation. Ursache ist eine Acetylierung der COX und die daraus resultierende Hemmung von Thromboxan-A2 in den Blutzellen. Zur Standardtherapie von instabiler Angina pectoris oder akutem Myokardinfarkt sowie zur Reinfarktprophylaxe oder nach arteriellen gefäßchirurgischen Eingriffen kommen Präparate in einer Dosierung zu 100 mg ins Spiel. In höheren Dosierungen von 500 mg bis 1.000 mg überwiegt die schmerzstillende Wirkung des Arzneistoffes. Die Tageshöchstdosis von 3.000 mg sollte nicht überschritten werden.
Niedrigdosiertes ASS senkt Krebsrisiko – aber nicht immer gleich
Ein internationales Forscherteam hat eine Sekundärauswertung der Daten aus der großen kontrollierten ASPREE-Studie (ASPirin in Reducing Events in the Elderly) vorgenommen. Dabei wurden die Daten von rund 9.350 australischen Teilnehmenden im Alter von im Schnitt 73,7 Jahren berücksichtigt. Konkret ging es um die Frage, ob sich Unterschiede in der Wirkung von niedrigdosiertem ASS auf das Krebsrisiko bei gesunden älteren Menschen je nach individuellen Merkmalen ergeben. Denn bisher sei die Rolle des Wirkstoffs in der Krebsprävention bei älteren Erwachsenen unklar. Um individuelle Behandlungsstrategien entwickeln zu können, sei es jedoch wichtig, herauszufinden, bei welchen Personen ASS besonders wirksam sein kann.
Überprüft wurde, wie häufig innerhalb eines Zeitraums von fünf Jahren eine Krebserkrankung diagnostiziert wurde. Dabei zeigte sich: Im Gegensatz zu Placebo zeigte eine präventive Einnahme von niedrigdosiertem ASS – 100 mg/Tag – im Hinblick auf das Krebsrisiko generell einen positiven Effekt. Es gab jedoch Unterschiede. Am wirksamsten war eine Einnahme demnach bei nichtrauchenden Personen mit klonaler Hämatopoese – einer erworbenen Mutation in den Blutzellen ohne Blutkrebsdiagnose –, wenn zugleich ein niedriger BMI, ein höheres Alter sowie Krebs in der Familiengeschichte vorlagen. Während das Risiko in dieser Gruppe mieist deutlich verringert wurde, war bei anderen Patient:innen mitunter sogar ein Anstieg zu erkennen.
„Die Ergebnisse dieser Studie deuten auf eine signifikante Heterogenität in der Wirksamkeit von niedrigdosiertem ASS zur Krebsprävention bei älteren Erwachsenen hin“, fassen die Forschenden zusammen. Nun seien weitere Studien nötig, um die Ergebnisse und die entsprechenden Schlussfolgerungen zu bestätigen.
Übrigens: ASS kann auch zu einem Mangel an Vitamin B12 führen.
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