Seit rund drei Wochen läuft der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine. Immer mehr Bürger:innen verlassen ihr Land und suchen unter anderem in Deutschland Zuflucht. Bei der Unterbringung sollte auch an den Impfschutz der Ukraine-Flüchtlinge gedacht werden.
„Ein aktueller Impfschutz ist entscheidend, um die Gesundheit von Menschen, die ggf. zeitweise auf engem Raum leben müssen, individuell zu schützen und Ausbrüche zu verhindern“, erklärt das Robert-Koch-Institut (RKI) in einem aktuellen Empfehlungsschreiben. Daher raten die Expert:innen, geflüchteten Menschen schnellstmöglich ein Angebot zur Auffrischung ihres Impfschutzes zu machen. Und das gilt nicht nur für die Corona-Impfung.
In einer Tabelle werden die wichtigsten von der Stiko empfohlenen Impfungen aufgelistet, die dringend verabreicht beziehungsweise aufgefrischt werden sollten. Abhängig vom Alter werden dabei neben der Immunisierung gegen COVID-19, auch Impfungen gegen Diphtherie, Tetanus, Pertussis, Polio, Haemophilus influenzae b, Hepatitis B sowie Masern, Mumps, Röteln, Varizellen (MMR-V) empfohlen.
Übrigens: Ukrainische Flüchtlinge haben nach Asylbewerberleistungsgesetz (AsylbLG) Anspruch auf eine medizinische Grundversorgung. Die Kosten für Impfungen als Präventionsmaßnahme werden ebenfalls übernommen. Auch Coronatests können Geflüchtete in Anspruch nehmen.
Impfschutz für Ukraine-Flüchtlinge: Doppelt hält besser
Vor der Verabreichung sollte jedoch geprüft werden, ob die Geflüchteten über Dokumente verfügen, die die entsprechende Impfung bereits nachweisen. „Liegen Impfdokumente nicht vor, sollten Impfungen, die nicht dokumentiert sind, aus pragmatischen Gründen als nicht durchgeführt angesehen werden. Diese Impfungen sollen nachgeholt werden“, rät das RKI.
Weil Betroffene mitunter nur kurze Zeit in Aufnahmeeinrichtungen bleiben, ist den Expert:innen zufolge außerdem eine Priorisierung notwendig. Kinder sollten bei allen Impfungen, bis auf die Corona-Schutzimpfung, bevorzugt behandelt werden. Mehr noch: Das RKI empfiehlt ebenfalls, mehrere Impfungen parallel vorzunehmen. „Es ist möglich und sinnvoll die genannten Impfstoffe zeitgleich zu verabreichen. Eine Ausnahme bildet die gemeinsame Verabreichung der COVID-19- und der MMR-(V)-Impfung“, wobei erstere angesichts der weiter hohen Inzidenzen Vorrang haben sollte. Um die Impfaufklärung zu erleichtern, hat die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) ein Medienpaket zum Thema Impfen auf Ukrainisch zur Verfügung gestellt.
Achtung: Weisen Geflüchtete eine Corona-Impfung nach, die jedoch nicht vollständig oder mit einem nicht in der EU zugelassenen Impfstoff erfolgt ist, ist eine erneute Grundimmunisierung mit einem der fünf in der EU zugelassenen Vakzinen angezeigt – und zwar zum eigenen Schutz sowie um den Status als Geimpfte zu erhalten.
Und wie sieht es mit dem Ausstellen von digitalen Zertifikaten über den Corona-Impfschutz von Ukraine-Flüchtlingen aus? Generell ist es Apotheken gestattet, Impfzertifikate für Personen, die in Nicht-EU-Mitgliedstaaten geimpft wurden, auszustellen. Eine Verpflichtung besteht allerdings nicht.
In der Apotheke muss ein vollständiger und authentischer Impfnachweis vorgelegt werden – der Impfstoff muss in der EU zugelassen oder diesen gleichgestellt sein – und die Person muss zum in § 1 Abs. 1 CoronaImpfV genannten Personenkreis gehören. Wird ein Nachweis über eine Impfung mit einem nicht in der EU zugelassenen Corona-Impfstoff vorgelegt, muss laut Abda mithilfe der Liste des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) geprüft werden, ob dieser in dem Land, in dem geimpft wurde, zugelassen und einem in der EU zugelassenen gleichgestellt ist.
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