Neuer Ringversuch: Cremezubereitung mit Harnstoff
Vom 1. April bis 30. November läuft der zweite Ringversuch. Herzustellen ist eine Cremezubereitung mit Harnstoff. Wir frischen dein Wissen zum Wirkstoff auf.
Harnstoff ist ein „alter Bekannter“, wenn es um das Thema Ringversuche geht, denn schon 2020 sollte der Wirkstoff verarbeitet werden, und zwar als Hydrophile Harnstoff-Creme 5 Prozent (NRF 11.71). Und auch in diesem steht eine Cremezubereitung mit Harnstoff wieder auf der Agenda.
Harnstoff wird ein hohes Wasserbindungsvermögen zugeschrieben. Außerdem besitzt die Substanz unter anderem keratolytische, penetrationsbeschleunigende und antimikrobielle Eigenschaften. Daher findet Harnstoff beispielsweise bei trockener und juckender Haut, Neurodermitis oder chronischen Ekzemen Anwendung.
Harnstoff: Was ist schon optimal?
Harnstoff zählt zu den Top 10 der Rezeptursubstanzen und scheint auf den ersten Blick erst einmal unkompliziert. Der rezeptierbare pH-Bereich liegt bei pH 1 bis 12 – was soll da schon schief gehen? Das Stabilitätsoptimum ist auf pH 6,2 festgelegt. Außerdem handelt es sich um eine Neutralverbindung und es gibt zahlreiche NRF-Rezepturen.
Die Stabilität von Harnstoff hängt von der Art der Zubereitung ab. Während in wasserfreien Dermatika der Wirkstoff suspendiert vorliegt und sowohl chemisch als auch physikalisch sehr stabil ist, ist Harnstoff in wässrigen Zubereitungen anfälliger. Denn in wasserhaltigen Grundlagen – hydrophob und hydrophil – liegt Urea gelöst vor. Wird die Zubereitung nicht gepuffert, kann sich der Wirkstoff zersetzen und der pH-Wert ansteigen. Zudem kann die Anwendung von Wärme maßgeblich zur Zersetzung beitragen.
Besser mit Puffer
Bei Zersetzung pH-Anhebung auf pH 9 oder höher. Harnstoff zersetzt sich in saurer bis neutraler Lösung zu Ammoniumcyanat – die sogenannte saure Harnstoff-Hydrolyse ist konzentrationsabhängig. Dementsprechend kann es für andere Arzneistoffe in der Rezeptur unbequem werden. Nicht vergessen werden sollte auch die Konservierung der Zubereitung: denn bei pH 9 entfällt mitunter die konservierende Eigenschaft.
Puffern kann die Hydrolyse und die pH-Wert-Verschiebung unterbinden. Das NRF nutzt in seinen Zubereitungen einen Milchsäure-Natriumlactat-Puffer. Damit dieser Puffer seine Wirkung behält, sollte der pH-Wert maximal 6 betragen. Dabei wird ein Verhältnis von 1:4 genutzt. Auf insgesamt 100 g Zubereitung kommen 5 g Puffer, bestehend aus 1 g Milchsäure und 4 g Natriumlactat-Lösung 50 Prozent. Die hydrophile Harnstoffcreme hat so einen pH-Wert von ungefähr 4,2. Die enthaltene Sorbinsäure kann also weiterhin konservierend wirken.
Eiskalt – Woher kommen die Kristalle?
Wer am Anfang nicht gut rührt, der bekommt das später zu spüren. Beim Herstellen von Harnstoff-Zubereitungen kann es zu einem Abkühlen des Rezepturansatzes kommen, dementsprechend länger dauert der Löseprozess. Auf die Anwendung von Wärme soll aber verzichtet werden, da es beim Lösen zu einer endothermen Reaktion kommt.
Ein weiterer Punkt kann aber auch ein undichtes Primärgefäß sein. Die normalen Kruken mit großer Öffnung sollen unter anderem aus diesem Grund nicht mehr verwendet werden. Am dichtesten ist übrigens immer noch die Tube – auch wenn die meisten das Befüllen eher verfluchen. Also: Wer später keine Kristalle haben möchte, der sollte zu Beginn gut rühren, am besten ohne Wärmezufuhr, sondern mit Geduld und ein dichtes Packmittel verwenden.
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