Nach Todesfall: EMA prüft Windpocken-Impfstoffe
Rund 20.000 Fälle von Windpocken werden hierzulande im Schnitt pro Jahr verzeichnet. Die vermeintlich harmlose „Kinderkrankheit“ kann dabei auch zu Folgeerkrankungen wie Gürtelrose führen. Zum Schutz kommt eine Impfung ins Spiel. Nach einem Todesfall überprüft die EMA nun die Windpocken-Impfstoffe Varivax und Varilrix im Hinblick auf das Enzephalitis-Risiko.
Die Impfung gegen Windpocken (Varizellen) wird ab elf Monaten empfohlen. Zum Einsatz kommen die beiden Lebendimpfstoffe Varivax oder Varilrix, die in zwei Dosen mit einem Abstand von vier bis sechs Wochen verabreicht werden. Zwar findet sich in den Fach- und Gebrauchsinformationen beider Vakzine der Hinweis auf eine Enzephalitis (Gehirnentzündung) als mögliche, seltene Nebenwirkung. Doch nachdem im Zusammenhang mit einer Varilrix-Immunisierung ein Todesfall gemeldet wurde, unterzieht die EMA nun beide Windpocken-Impfstoffe einer erneuten Überprüfung im Hinblick auf das Enzephalitis-Risiko.
Windpocken werden durch das Varizella zoster-Virus verursacht, das auch als Erreger von Gürtelrose (Herpes Zoster) fungiert. Betroffen sind vor allem Kinder zwischen zwei und acht Jahren. Die Erkrankung gilt als hochansteckend, verläuft jedoch in der Regel mild und klingt innerhalb weniger Tage wieder ab.
Nach Windpocken-Impfung: Todesfall durch Enzephalitis
Eine Enzephalitis wird hauptsächlich von Viren – darunter Varizella zoster – verursacht und führt zu einer Beeinträchtigung von Gehirnfunktionen. Zu den Symptomen gehören unter anderem Fieber, Kopfschmerzen, Bewusstseinsstörungen und Krampfanfälle. Die Erkrankung dauert meist einige Tage an und heilt ohne Folgen ab. Doch auch schwere bis lebensbedrohliche Verläufe sind möglich.
So auch im Fall eines polnischen Kindes, das wenige Tage nach der Impfung mit Varilix eine Enzephalitis entwickelte und wiederum wenige Tage später an deren Folgen verstarb. Auf dieser Grundlage hat die zuständige polnische Arzneimittelbehörde vorsorglich die Verteilung von Impfstoffen aus der betreffenden Charge ausgesetzt.
Die Expert:innen des Ausschusses für Risikobewertung im Bereich der Pharmakovigilanz (PRAC) der EMA wollen nun „alle verfügbaren Beweise prüfen, um das Risiko einer Enzephalitis besser zu verstehen und festzustellen, ob regulatorische Maßnahmen erforderlich sind“, heißt es.
Bis die Untersuchung abgeschlossen ist, können beide Vakzine weiterhin uneingeschränkt verwendet werden.
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