Mysimba: Verminderte Opioid-Wirkung wegen Naltrexon
Mysimba (Naltrexon/Bupropion) wird zur Gewichtsreduktion eingesetzt. In Deutschland ist das Arzneimittel zwar nicht mehr auf dem Markt, dennoch wird auf die Risiken von Wechselwirkungen mit Opioiden hingewiesen. Der Grund: Naltrexon kann die Wirkung von Opioiden, die unter anderem gegen Schmerzen, Durchfall oder Husten angewendet werden, blockieren.
Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) weist nach einer routinemäßigen Sicherheitsüberprüfung von Mysimba darauf hin, dass Opioid-haltige Arzneimittel in Kombination mit dem Medikament zur Gewichtsreduktion möglicherweise nicht mehr ausreichend wirksam sein können. Müssen unter Mysimba Opioide eingenommen werden, beispielsweise zur Behandlung von Schmerzen aufgrund einer geplanten Operation, sollte die Therapie mit Mysimba mindestens drei Tage unterbrochen werden, bevor das Opioid angwendet wird.
Außerdem besteht unter der Kombination das Risiko seltener, schwerwiegender und potenziell lebensbedrohlicher Reaktionen wie Krampfanfälle und das Serotoninsyndrom.
Um die Risiken zu minimieren, soll Mysimba nicht bei Personen angewendet werden, die mit Opioiden behandelt werden – das gilt auch für Personen, die mit Opioid-Agonisten wie beispielsweise mit Methadon behandelt werden oder einen Opioid-Entzug durchlaufen.
Mysimba: Wirkstoffcheck
Naltrexon ist ein Opioid-Antagonist und aus der Therapie von Opioid- oder Alkoholabhängigen bekannt. Außerdem kommt der Wirkstoff in Kombination mit Bupropion zum Gewichtsmanagement zum Einsatz. Das zur Gruppe der Antidepressiva gehörende Bupropion wird zudem zur Behandlung von Depressionen und zur Raucherentwöhnung eingesetzt.
Der aktive Metabolit 6-beta-Naltrexol blockiert den µ-Opioidrezeptor. Das Ergebnis: Naltrexon blockiert die Wirkung von Opioiden. Die genauen neurochemischen und appetitzügelnden Effekte von Naltrexon/Bupropion sind nicht vollständig geklärt. Der μ-Opioidrezeptor-Antagonist und der schwache Dopamin- und Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer wirken auf zwei Bereiche des Gehirns – den Nucleus arcuatus des Hypothalamus und desmesolimbischen dopaminergen Belohnungssystems.
Bupropion stimuliert im Nucleus arcuatus Proopiomelanocortin (POMC)-Neuronen, die α-Melanozyten-stimulierendes Hormon (α-MSH) freisetzen. Dieses stimuliert durch Bindung den Melanocortin-4-Rezeptor (MC4R). Die Freisetzung von α-MSH ist mit einer gleichzeitigen Freisetzung von β-Endorphin durch die POMC-Neuronen verbunden. Es kommt zu einer negativen Rückkopplung. β-Endorphin bindet an die μ-Opioid-Rezeptoren in POMC-Neuronen und führt zu einem Rückgang der Freisetzung von α-MSH. Die Blockierung dieser hemmenden Rückkopplung mit Naltrexon führt vermutlich zu einer stärkeren und länger anhaltenden Aktivierung der POMC-Neuronen, die den Effekt des Bupropions auf die Energiebilanz verstärkt. Der Appetit wird gezügelt und das Belohnungssystem beeinflusst.
Mysimba kam im Januar 2018 hierzulande als zentral wirkendes Antiadipositum auf den Markt. Zugelassen war das Arzneimittel als Ergänzung zu einer kalorienreduzierten Diät und verstärkter körperlicher Bewegung bei Patient:innen ab 18 Jahren mit einem Body Mass Index von ≥ 27 kg/m2 und mindestens eine gewichtsbezogenen Begleiterkrankung.
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