Alter, Vorerkrankungen, Rauchen – Es gibt unterschiedliche Risikofaktoren, die bei einer SARS-CoV-2-Infektion zu einem schweren Verlauf führen können. Offenbar zählt auch eine chronische Zahnfleischentzündung, also Parodontitis, als Covid-19-Risiko. Dies zeigt zumindest eine neue Studie. Umso wichtiger sei laut der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie e.V. eine gute Prävention.
Die Zahl der Corona-Neuinfektionen sinkt hierzulande aktuell. Doch noch immer gibt es täglich zahlreiche Todesfälle und viele Menschen, die mit einem schweren Krankheitsverlauf im Krankenhaus behandelt werden müssen. Ein hohes Alter oder Vorerkrankungen und Rauchen erhöhen die Gefahr für eine schwere Corona-Erkrankung mitsamt einer Lungenentzündung und weiteren Folgen. Eine neue Studie weist nun auch Parodontitis als besonderes Covid-19-Risiko aus. Demnach müssten Parodontitis-Patient*innen bei einer SARS-CoV-2-Infektion deutlich häufiger auf einer Intensivstation behandelt oder beatmet werden. „Damit unterstreicht diese Studie die Bedeutung der parodontalen Gesundheit hinsichtlich der Prävention und möglicherweise sogar des Managements von Covid-19-Komplikationen“, kommentiert die Deutschen Gesellschaft für Parodontologie e.V. (DG PARO) die Resultate.
Mehr Beatmungen, mehr Todesfälle: Parodontitis als besonderes Covid-19-Risiko
Für die Studie hat ein Team der Hamad Medical Corporation in Doha insgesamt 568 Corona-Patient*innen untersucht, die zwischen Februar und Juli 2020 in Krankenhäuser in Katar eingeliefert wurden. Bei 258 von ihnen wurde zudem eine schwere Parodontitis festgestellt. Wie die Untersuchungsergebnisse zeigen, wurden diese Patient*innen im Vergleich zu Personen ohne Parodontitis 3,5-mal häufiger auf die Intensivstation eingewiesen, sie benötigten 4,5-mal häufiger ein Beatmungsgerät und starben fast neunmal häufiger. Hinzu kommt, dass bei den Corona-Patient*innen mit Zahnfleischentzündung mit Entzündungen verbundene Biomarker erhöht waren. Für die Wissenschaftler*innen Grund genug, Parodontitis als Covid-19-Risiko einstufen.
Wie genau es dazu kommt, ist noch nicht klar. So könnten beispielsweise die durch die Entzündung im Mund freigesetzten Botenstoffe die Entzündungsreaktion des Körpers auf das Coronavirus noch verstärken. Eine weitere Gefahr ist, dass Patient*innen mit Parodontitis die Bakterien aus dem Mundraum einatmen und diese die Lunge infizieren, insbesondere bei Betroffenen, die ein Beatmungsgerät verwenden. Um dies zu vermeiden, empfehlen die Studienautor*innen, entsprechenden Patient*innen frühzeitig orale Antiseptika gegen die Parodontitis zu verabreichen und den Mund vor der Beatmung zu desinfizieren, damit die Ausbreitung der Bakterien verhindert wird.
Die Studienergebnisse zeigen laut der DG PARO, dass nun einmal mehr die gründliche Mundpflege in den Fokus gerückt und die parodontale Gesundheit sichergestellt werden muss. „Daher sollten regelmäßige zahnärztliche Kontrollen auch und besonders in der Pandemiesituation durch die Patient*innen in Anspruch genommen werden, um so vermeidbare Risikofaktoren für einen schweren Covid-19-Verlauf zu verhindern“, erklärt DG PARO-Präsidentin Professorin Bettina Dannewitz.
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