Mundgesundheit: Herzinfarkt durch Mundbakterien?
Ob Übergewicht, Bluthochdruck oder Diabetes: Verschiedene Umstände erhöhen das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse wie Herzinfarkt und Co. Doch auch die Mundgesundheit spielt offenbar eine Rolle. Denn Mundbakterien können einen Herzinfarkt begünstigen.
Bis zu jeder dritte Todesfall geht hierzulande auf eine Herz-Kreislauf-Erkrankung wie einen Herzinfarkt zurück. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Während unter anderem der Lebensstil – ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel, Rauchen – einen entscheidenden Einfluss hat, sind auch Vorerkrankungen wie Hypertonie oder Diabetes entsprechende Risikofaktoren. Und auch die Mundflora gehört dazu. Genau können bestimmte Mundbakterien eine Rolle spielen und einen Herzinfarkt begünstigen, fanden Forschende nun heraus.
Viridans-Streptokokken: Mundbakterien fördern Herzinfarkte
Der Reihe nach. Wie ein Forscherteam der Universität Tampere (Finnland) herausfand, können vermeintlich harmlose Viridans-Streptokokken aus dem Mundraum das Risiko für einen Herzinfarkt erhöhen. Dies bestätigten die Ergebnisse einer Untersuchung von Arteriengewebe bei an plötzlichem Herztod verstorbenen Personen sowie bei Patient:innen, denen operativ Plaques entfernt wurden. Bei knapp der Hälfte der analysierten Gefäßveränderungen waren die speziellen Mundbakterien zu finden, die letztlich zu einem Herzinfarkt geführt hatten.
Plaques sind Ablagerungen aus Fett, Cholesterin, Calcium in den Arterienwänden. Durch sie können sich die Gefäßwände verdicken und verhärten und somit die Gefäße verengen. Die Folge: Der Blutfluss wird eingeschränkt und das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall steigt.
Die Mundbakterien sind Tiel des Zahnbelags und gelangen beispielsweise beim Zähneputzen oder Kauen ins Blut. Mithilfe eines Biofilms können sie sich tief im Inneren von Plaques festsetzen und Kolonien bilden, die von den körpereigenen Immunzellen nicht erkannt und daher auch nicht bekämpft werden und auch gegen Antibiotika resistent sind. Werden die Bakterien aktiviert, können sie Entzündungen verursachen und so zu einem Aufplatzen der Plaques führen, wodurch das Herzinfarktrisiko steigen kann.
Das Problem: Oftmals bleibt die Ansiedlung der Mundbakterien für längere Zeit unbemerkt. Um künftig Ereignissen wie Herzinfarkten oder Schlaganfällen gezielter vorzubeugen, sollten daher auch die Mundgesundheit und damit verbundene mögliche versteckte bakterielle Entzündungen berücksichtigt werden.
Mehr aus dieser Kategorie
Rheumatoide Arthritis: MTX senkt Blutdruck
Mehrere hunderttausend Menschen leiden hierzulande an rheumatoider Arthritis. Der Leidensdruck der Betroffenen ist groß. Zur Behandlung kommt neben Glucocorticoiden mitunter …
Wirkstoff ABC: Mönchspfeffer
Von A wie Amoxicillin, über B wie Budesonid bis Z wie Zopiclon: Die Liste der Wirkstoffe ist lang. Aber kennst …
Rote-Hand-Brief zu Finasterid: Risiko von Suizidgedanken verringern
Weil Patient:innen unter Finasterid in oralen Darreichungsformen Suizidgedanken entwickeln können, werden nun in einem Rote-Hand-Brief Empfehlungen zur Risikominimierung gegeben. Dazu …