Morgenpost: Apothekendichte in Berlin unter Druchschnitt
Die Zahl der Apotheken ist im gesamten Bundesgebiet im Sinkflug. Und auch in der Hauptstadt gibt es immer weniger Betriebsstätten. Berlin ist Schlusslicht bei der Zahl der Apothekendichte und liegt mit 19 unter dem Durchschnitt von 21. Zum Jahresbeginn zählte die Hauptstadt 687 Apotheken – 31 weniger als im vergangenen Jahr –, wie die Berliner Morgenpost berichtet. Ein „alarmierender Trend“.
Die Apotheken sind wirtschaftlich angeschlagen, einigen steht das Wasser bis zum Hals. Doch warum lohnt sich der Betrieb nicht mehr? Weil Apotheken privatwirtschaftliche Unternehmen sind, die sich rechnen müssen, schreibt die Berliner Morgenpost. Umsatz wird unter anderem mit OTC und Freiwahlprodukten generiert. „Auf diesem Geschäftsgebiet macht der ausländische Arzneiversandhandel den örtlichen Filialapotheken zunehmend Konkurrenz“, schreibt die Berliner Morgenpost. Dort würden die Produkte deutlich günstiger angeboten. Möglich würden die günstigen Preise durch Mengenrabatte und Einsparungen bei Miet- und Personalkosten. Zum anderen gab es bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln seit 2013 keine Honorarerhöhung – „bei einer gleichzeitigen Inflation von über 35 Prozent.“
Zudem werden weitere betriebswirtschaftliche Probleme wie steigende Kosten bei Miete, Personal und Einkauf genannt, aber auch strukturelle Probleme wie Fachkräftemangel, Lieferengpässe, Bürokratie und Mehrkosten durch Digitalisierung.
Das Fazit: „Viele Apotheken schließen also, weil sich der Betrieb am Standort einfach betriebswirtschaftlich nicht mehr lohnt.“ Oder weil sich keine Nachfolge finde, wenn Inhaber:innen in den Ruhestand gehen und die Apotheke verkaufen wollen.
Besonders ernst ist die Lage im Bezirk Lichtenberg. Dort werden 7.172 Einwohner:innen je Apotheke versorgt. Damit liegt der Wert über dem Durchschnitt in der Hauptstadt von 5.670. Zum Vergleich: In Charlottenburg-Wilmersdorf sind es 3.900 Einwohner:innen je Apotheke – Tourist:innen nicht mitgerechnet.
Zwar mussten in allen zwölf Bezirken Apotheken schließen, aber einige sind stärker betroffen als andere. Besonders hart traf es den Großbezirk Lichtenberg, wo seit 2014 mehr als jede vierte Apotheke schließen musste. In Friedrichhain-Kreuzberg – dem Bezirk mit der größten Bevölkerungsdichte – haben in den vergangenen zehn Jahren fast ein Drittel der Apotheken geschlossen, wie die Berliner Morgenpost berichtet. Die Zahl der Apotheken rutschte von 64 auf 44.
Hoffnung setzen die Apotheken in die neue Regierung. Die Forderungen sind klar. Es braucht eine Soforthilfe. Im Koalitionsvertrag wurde eine einmalige Honorarerhöhung auf 9,50 Euro vereinbart. In Abhängigkeit vom Versorgungsgrad kann es insbesondere für ländliche Apotheken in einem Korridor bis zu 11 Euro betragen. Das Fixum müsse nun schnell, wie im Koalitionsvertrag in Aussicht gestellt, erhöht und anschließend dringend dynamisiert werden, so Abda-Präsident Thomas Preis.
Preis freut sich auf die Zusammenarbeit mit der neuen Gesundheitsministerin Nina Warken: „Mit der neuen Gesundheitsministerin bietet sich für das gesamte Gesundheitswesen eine große Chance, notwendige Reformen entschlossen anzugehen und das System patientenorientiert weiterzuentwickeln.“
Mehr aus dieser Kategorie
32 Stunden pro Monat: Bürokratie „frisst“ Arbeitszeit
Die überbordende Bürokratie gehört zu den größten Ärgernissen in den Apotheken. Denn sie kostet nicht nur Nerven, sondern auch Zeit …
28.000 Euro für Kündigung wegen 273 Fehltagen?
Weil ein Angestellter in 38 Monaten insgesamt 273 Fehltage angesammelt hatte, wurde ihm die Kündigung wegen Krankheit ausgesprochen. Dafür verlangt …
OTC-Geschäft: Versandhandel größte Bedrohung für Apotheken
Der Koalitionsvertrag und das Positionspapier der Abda machen Hoffnung für die Zukunft der Apotheken. Doch wie ist die Stimmung unter …