Methylphenidat und SSRI bei ADHS: Kombi mit Risiken?
Eine Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) gehört laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) zu den am häufigsten diagnostizierten psychischen Störungen bei Kindern und Jugendlichen. Doch auch viele Erwachsene sind betroffen. Ob eine gemeinsame Behandlung mit Methylphenidat und einem Selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) bei ADHS und damit verbundener Depression sicher ist, haben Forschende herausgefunden.
Etwa 5 Prozent der Kinder und Jugendlichen leiden hierzulande unter ADHS. Dabei kann die Erkrankung bis ins Erwachsenenalter fortbestehen und weitere psychische Folgen nach sich ziehen. Stichwort Depressionen. Während bei ADHS vor allem Methylphenidat zur Behandlung zum Einsatz kommt, gehören bei Depressionen SSRI zu den Mitteln der Wahl. Die gleichzeitige Behandlung von ADHS mit Methylphenidat und SSRI bei Depressionen ist laut einer Studie geeignet und sicher.
Wirkstoffcheck
Methylphenidat gehört zu den Amphetamin-ähnlichen Substanzen. Der Arzneistoff wirkt stimulierend im zentralen Nervensystem. Das indirekte Sympathomimetikum hemmt die Wiederaufnahme von Dopamin und Noradrenalin. Somit erhöht sich die extrazelluläre Konzentration.
SSRI besitzen antidepressive und stimmungsaufhellende Eigenschaften, die auf die selektive Hemmung der Wiederaufnahme von Serotonin in das präsynaptische Neuron zurückzuführen sind. Die Folge ist eine Erhöhung der Serotonin-Konzentration im synaptischen Spalt. Zur Wirkstoffgruppe gehören unter anderem Citalopram, Escitalopram, Fluoxetin, Fluvoxamin, Paroxetin und Sertralin.
Kombi aus Methylphenidat und SSRI bei ADHS sicher
Überprüft wurden von einem südkoreanischen Forscherteam der Ajou University School of Medicine in Suwon Daten von mehr als 17.200 Erwachsenen, die an ADHS litten und bei denen zusätzlich eine depressive Störung diagnostiziert wurde. Alle Betroffenen wurden bereits mit Methylphenidat behandelt. Unterschieden wurde jedoch zwischen Patient:innen, die lediglich eine Methylphenidat-Monotherapie erhielten und denjenigen, die zusätzlich mit einem SSRI wie Escitalopram oder Fluoxetin therapiert wurden.
Anschließend wurde einerseits überprüft, wie häufig neuropsychiatrische Ereignisse wie Ängstlichkeit, Ticks, Manie oder Schlafstörungen auftraten und andererseits, ob Nebenwirkungen wie unter anderem Tremor, Kopfschmerzen, Schwindel, Arrhythmie, oder Hypertonie festzustellen waren.
Dabei zeigte sich: Einer gemeinsamen Anwendung von Methylphenidat und SSRI bei ADHS und damit verbundenen Depressionen stehen keine signifikanten Risiken gegenüber. Demnach zeigten sich keine Unterschiede beim Auftreten neuropsychiatrischer Ereignisse oder Nebenwirkungen – mit einer Ausnahme: Das Risiko von Kopfschmerzen als mögliche unerwünschte Wirkung konnte unter der Kombi aus Methylphenidat und SSRI bei ADHS verringert werden.
„Die Ergebnisse dieser Studie weisen darauf hin, dass die Kombination von SSRI und Methylphenidat nicht mit einem erhöhten Risiko für Nebenwirkungen bei Erwachsenen mit ADHS und komorbider Depression verbunden ist“, fassen die Forschenden abschließend zusammen.
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