Metformin als Zusatzoption bei HIV-Therapie?
Metformin gehört zu den Mitteln der Wahl in der Diabetesbehandlung. Doch dem Wirkstoff werden noch weitere positive Eigenschaften zugesprochen, unter anderem zum Schutz vor Gicht sowie in der Diabetesprophylaxe. Nun bringen Forschende Metformin als Zusatzoption in der HIV-Therapie ins Spiel.
Das Biguanid Metformin kommt bei Typ-2-Diabetes zum Einsatz, wenn Diät und Gewichtsreduktion trotz körperlicher Aktivität nicht ausreichen. Denn der Wirkstoff hemmt die Glukosebildung in der Leber und verzögert deren Aufnahme im Darm. Metformin verbessert die Insulinwirkung und die Insulinempfindlichkeit der Muskulatur, die Insulinausschüttung wird vermindert und das Hungergefühl der Patient:innen nimmt ab.
Doch der Wirkstoff könnte noch in anderen Indikationen zum Einsatz kommen, denn er besitzt laut Forschenden pleiotrope Effekte. Genau soll Metformin als Unterstützung in der HIV-Therapie dienen beziehungsweise diese beschleunigen. Denn trotz jahrelanger Behandlung bleiben einige HI-Viren jahrzehntelang in T-Zellen erhalten, ohne sich zu vermehren und können bei einem Aussetzen der Therapie wieder aktiv werden.
HIV-Therapie: Metformin verringert Viren-Reservoir
Metformin kann dazu beitragen, das Reservoir an HI-Viren von Infizierten im Körper zu reduzieren, wodurch die Wirkung der antiviralen Therapie beschleunigt wird. Das ist das Ergebnis einer In-vitro-Studie, die von Forschenden des Universitätsklinikums in Montréal (Kanada) durchgeführt wurde. Grundlage für die Untersuchung waren Studienergebnisse, die bei einer Ergänzung der antiviralen HIV-Therapie um Metformin über einen Zeitraum von zwölf Wochen Erfolge verzeichnen konnten.
Dies konnte auch in der aktuellen Untersuchung bestätigt werden. Dabei wurden Gewebeproben von HIV-Patient:innen, die eine antiretrovirale Therapie erhielten, zusätzlich mit Metformin in Kontakt gebracht. Demnach hemmt Metormin CD4-T-Lymphozyten, die als Reservoir von HI-Viren dienen. Das Besondere: Das Biguanid besitzt sowohl provirale als auch antivirale Eigenschaften, wie die Forschenden herausfanden. So sorgt Metformin zwar für eine Vermehrung der infizierten Zellen, verhindert jedoch, dass das Virus aus den betroffenen Zellen freigesetzt wird, indem es die Serin-/Threonin-Kinase mTOR (mechanistic Target of Rapamycin), die an Zellwachstum, -proliferation und -metabolismus beteiligt ist, hemmt. Hinzukommt eine Überexpression des BST2-Proteins – auch Tetherin genannt–, einem durch das Gen BST2 kodierten Interferon-induzierten Proteins und Restriktionsfaktors. Dieses sorgt dafür, das Viren an der Zelloberfläche festgehalten werden, sodass das Immunsystem sie leichter erkennen und mit Antikörpern bekämpfen kann.
Die Ergebnisse sollen nun durch klinische Studien bestätigt werden. Für zukünftige Therapiemethoden sei daher eine Kombination von Metformin mit bereits zugelassenen Antikörpern denkbar, um das Virus effizienter zu bekämpfen und das HIV-Reservoir zu eliminieren, so das Fazit.
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