Melatonin für Kinder – Apotheken eher zurückhaltend
In den letzten Jahren nahm die Entwicklung melatoninhaltiger Schlafmittel deutlich zu. Bisher waren diese Präparate zur Selbstmedikation von Schlafstörungen bei Erwachsenen zugelassen. Doch auch Fertigarzneimittel mit Melatonin für die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen stehen für den OTC-Bereich in den Startlöchern – eine Entwicklung, die von den Apothekenmitarbeiter:innen eher kritisch betrachtet wird.
Melatonin ist ein körpereigenes Hormon und wird in der Zirbeldrüse der Epiphyse gebildet. Unter dem Einfluss von Dunkelheit wird Melatonin vermehrt ausgeschüttet und wirkt schlafanstoßend. Dabei hat es keinen Gewöhnungseffekt und ein geringes Nebenwirkungspotential. Bei Erwachsenen Patient:innen mit Schlafstörungen erfreut es sich deshalb immer größerer Beliebtheit.
Melatonin für Kinder als OTC-Präparat? Apothekenmitarbeiter:innen nicht überzeugt
Rückfragen bezüglich der Verwendung von Melatonin bei Kindern haben eher skeptische Reaktionen hervorgerufen. Eine Apothekenangestellte aus Halle (Saale) sieht bei Kindern das Problem, dass durch die Gabe von Melatonin der Auslöser der Schlafstörungen nicht behoben wird. Der Wirkstoff ist „kein Problemlöser“, so die Aussage. Aktiv empfehlen würde sie es nicht, da der Gang zur Kinderarztpraxis und die Betrachtung tiefergehender Probleme (beispielsweise Mobbing in der Schule) für sie unabdingbar sind.
Auch eine Pharmazeutin aus Rostock findet klare Worte und hat für sich entschieden, dass sie kein Melatonin-Präparat für Kinder im OTC-Bereich abgeben wird. Die Kolleg:innen des Teams und auch die Chefin teilen ihre Meinung und so wird auch kein OTC-Präparat an Lager gelegt. Bei Eltern, die Melatonin für ihr Kind kaufen möchten, rät sie zum Gang in die Arztpraxis, um die Probleme im Kern zu lösen, weil das die nachhaltigere Variante ist.
In einer Apotheke in Köln-Kalk werden regelmäßig Melatonin-Suspensionen für Kinder in der Rezeptur auf ärztliche Verordnung angefertigt. Die Abgabe eines OTC-Präparates für Kinder wird auch hier ausgeschlossen. Die Selbstmedikation ist laut der Mitarbeiterin der Apotheke keine ärztliche Diagnose und Schlafstörungen müssen in jedem Fall auf die Ursache hin untersucht werden.
Gute Schlafhygiene und ein wiederkehrendes Schlafritual als nicht-medikamentöse Maßnahmen
Mit ein paar Maßnahmen können Schlafprobleme gebessert oder sogar ganz vermieden werden. Dazu zählt:
- ausreichend körperliche Bewegung am Tag
- kurz vor dem Zubettgehen keine übermäßig großen Mahlzeiten mehr zu sich nehmen und koffeinhaltige Getränke (Cola oder Schwarztee) vermeiden
- im Schlafzimmer einen Ort der Ruhe schaffen – keine Handynutzung, kein Fernsehen
- Lüften und Abdunkeln des Schlafzimmers für eine angenehme Schlafumgebung
Ein Einschlafritual kann als Vorbereitung des Schlafs etabliert werden. Es ist, wie bereits im Wort „Ritual“ impliziert, eine Tätigkeit, die jeden Abend vor dem Schlafengehen wiederholt wird, um zur Ruhe zu kommen. Die Länge des Einschlafrituals kann unterschiedlich sein, sollte allerdings 30 Minuten nicht übersteigen.
Beispiele für Einschlafrituale:
- Gute-Nacht-Geschichten zum Vorlesen oder selbst lesen
- Schlaflieder singen
- Sanfte Massage des Kindes
- Kuscheltiere / Schnuffeltuch, welche nur zum Einschlafen genutzt werden
- Erlebnisse des Tages in Ruhe besprechen, damit das Kind auch mit schwierigen Situationen besser abschließen kann
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