Die Nachfrage nach medizinischem Cannabis boomt. Präparate mit den Inhaltsstoffen der Cannabispflanze kommen mitunter auch für Kinder und Jugendliche zum Einsatz – mit Risiken. Denn bei ihnen steigt offenbar die Gefahr für schwere Nebenwirkungen.
Seit knapp einem halben Jahr gilt medizinisches Cannabis – mit Ausnahme von Nabilon – nicht mehr als Betäubungsmittel und kann in der Apotheke unter Vorlage eines Kassen- oder Privatrezepts abgegeben werden. Die Anwendungsgebiete sind dabei breit gestreut. Auch für Kinder und Jugendliche kommt Medizinalcannabis zum Einsatz, beispielsweise zur Behandlung von chronischen Schmerzen, bei Autismus oder Epilepsie, wenn andere Arzneimittel nicht den gewünschten Erfolg erzielen. Doch ist der Einsatz in dieser Altersgruppe mit mehr Risiken und Nebenwirkungen verbunden? Eine Metaanalyse liefert die Antwort.
Medizinalcannabis: Schwere Nebenwirkungen bei Kindern und Jugendlichen
Forschende aus Kanada haben die Ergebnisse von insgesamt 23 randomisierten klinischen Studien mit mehr als 3.600 Teilnehmenden herangezogen. In elf der Studien wurden ausschließlich Kinder und Jugendliche untersucht. Die Proband:innen wurden entweder mit medizinischem Cannabis – gereinigtem Cannabidiol, Nabilon, Tetrahydrocannabinol, einem Cannabis-Kräuterextrakt oder Dexanabinol – oder mit einem Placebo behandelt. Dabei wurde überprüft, wie sich die Verabreichung des jeweiligen Präparates auf die Symptome auswirkte sowie ob und welche Nebenwirkungen dabei auftraten.
Das Ergebnis: Bei Jugendlichen und Kindern, die mit Medizinalcannabis behandelt wurden, zeigte sich ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von – oftmals auch schweren – Nebenwirkungen. Dazu gehörten Durchfall, Schläfrigkeit sowie erhöhte Serumspiegel für die Enzyme Aspartat-Aminotransferase und Alanin-Aminotransferase. In der Folge kam es unter der Behandlung häufiger zu Therapieabbrüchen.
Wechselwirkungen im Blick behalten
Da die herangezogenen Studien über mögliche Langzeitfolgen von Medizinalcannabis bei Kindern und Jugendlichen den Autor:innen zufolge keine ausreichenden Hinweise liefern, sollte dies weiter untersucht werden, um das Nutzen-Risiko-Verhältnis bestmöglich beurteilen zu können. „Die Ergebnisse legen nahe, dass langfristige Sicherheitsstudien erforderlich sind, darunter auch solche, die Wechselwirkungen zwischen Cannabinoiden und anderen Arzneimitteln untersuchen, sowie Instrumente, die die Meldung unerwünschter Ereignisse verbessern“, fassen die Autor:innen zusammen. Denn ihnen zufolge kann sich beispielsweise unter der Kombination von Cannabis-Präparaten und Antiepileptika das Interaktionspotenzial noch weiter erhöhen. Grund dafür ist demnach eine Hemmung verschiedener Cytochrom-P450-Isoenzyme.
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