Lohngefälle: Frauen fragen öfter nach mehr Geld – aber erfolglos
In Sachen Gehaltserhöhung heißt es meist: „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.“ Schließlich kommt das Plus in der Regel nicht von allein, wenn Angestellte nicht danach fragen. Ein Grund, warum Frauen immer noch deutlich weniger verdienen als Männer? Nein, denn Frauen fragen sogar häufiger nach mehr Geld – bleiben aber erfolgloser.
Angestellte wegen ihres Geschlechtes unterschiedlich zu behandeln, ist tabu. So sieht es das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz vor. Dennoch verdienen Frauen in vielen Branchen immer noch deutlich weniger als Männer, oftmals sogar für dieselbe Arbeit. Kein Wunder, schließlich ist das Gehalt Verhandlungssache und Frauen fragen seltener nach einem Lohnplus, lautet häufig die Begründung. Ein Mythos. Denn: Frauen verhandeln ihr Gehalt im Schnitt sogar öfter als Männer – erfolglos. Das ist das Ergebnis einer Auswertung aus den USA.
Frauen verhandeln ihr Gehalt öfter und erfolgloser
Der Reihe nach. Allein hierzulande liegt die Gender Pay Gap noch immer bei knapp 20 Prozent. Die Gründe für den schlechteren Verdienst sind vielfältig. Dazu gehört auch, dass Frauen angeblich seltener nach mehr Geld fragen, so die Behauptung. Dieser sind Forschende der University of California Berkeley auf den Grund gegangen. Dafür wurden Umfrageergebnisse von Absolvent:innen eines Management-Studiums an einer Business School untersucht.
Das Ergebnis: Im Vergleich zu Männern verhandeln Frauen ihr Gehalt im Durchschnitt deutlich häufiger. Doch sie bleiben dabei ebenfalls öfter erfolglos. „Entgegen der landläufigen Meinung geben berufstätige Frauen mittlerweile an, häufiger über ihre Gehälter verhandelt zu haben als Männer, aber sie werden auch häufiger abgelehnt“, heißt es von Professorin Laura Kray, Hauptautorin der Studie in einer Mitteilung.
Und das lässt sich auch am Beispiel des PTA-Berufs bestätigen, der zum Großteil weiblich ist. Zwar hatte jede/r vierte Kolleg:in in der derzeitigen Anstellung schon einmal ein Gehaltsgespräch, doch bei ebenfalls fast einem Viertel gab es bisher noch keine individuell ausgehandelte Gehaltserhöhung, zeigt eine aposcope-Befragung.
„Seit über zwei Jahrzehnten wird davon ausgegangen, dass geschlechtsspezifische Unterschiede in der Verhandlungsbereitschaft das geschlechtsspezifische Lohngefälle erklären“, so die Autorinnen weiter. Es sei an der Zeit, mit dieser Vorstellung Schluss zu machen. Die Gender Pay Gap lasse sich folglich nicht damit erklären, dass Frauen weniger Gehaltsverhandlungen suchen würden und damit selbst mit für das Lohngefälle verantwortlich seien.
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