Lieferengpässe kosten fünf Stunden Arbeitszeit pro Woche
Lieferengpässe sind in Apotheken an der Tagesordnung – immer wieder fallen Arzneimittel aus und Apothekenteams müssen den Mangel verwalten – dafür bringen sie pro Woche im Durchschnitt 5,1 Stunden auf. Apotheker:innen fordern einen „energischen Kampf gegen Lieferengpässe von Arzneimitteln in Europa.“
239 Lieferengpässe sind derzeit beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) gemeldet. Und das sind längst nicht alle, denn nicht jeder Engpass muss gemeldet werden. Zudem muss zwischen Lieferengpässen und Versorgungsengpässen unterschieden werden. „Ein Lieferengpass ist eine über voraussichtlich zwei Wochen hinausgehende Unterbrechung einer Auslieferung im üblichen Umfang oder eine deutlich vermehrte Nachfrage, der nicht angemessen nachgekommen werden kann“, so das BfArM. Wird ein Lieferengpass gemeldet, prüft das BfArM, ob es sich um ein versorgungsrelevantes Arzneimittel handelt. Hierbei ist insbesondere von Bedeutung, ob Alternativpräparate für die Therapie zur Verfügung stehen und sich diese Arzneimittel zurzeit auf dem Markt befinden. Stehen keine Alternativen zur Verfügung, kann ein Versorgungsmangel vorliegen.
Fest steht: „Die seit Jahren anhaltenden Lieferengpässe von lebenswichtigen Arzneimitteln müssen auf europäischer Ebene sowohl kurz- als auch langfristig mit großer Entschlossenheit angegangen werden“, so die Abda. Zum einen sollen pharmazeutische Unternehmen und Großhändler schnellere und umfassendere Warnungen über akute Probleme abgeben und zum anderen müsse die Produktion relevanter Wirkstoffe in Europa gehalten und ausgebaut werden.
„Wichtige Medikamente wie Antibiotika oder Schmerzmittel müssen jederzeit verfügbar sein, damit Patientinnen und Patienten im Akutfall schnell behandelt werden oder ihre Langzeittherapie erfolgreich fortsetzen können. Wir müssen gemeinsam alles dafür tun, um dieses Versprechen für Millionen betroffene Menschen in ganz Europa einzulösen“, sagt Abda-Vizepräsident Mathias Arnold.
Lieferengpässe bedeuten für die Apotheken einen erheblichen Aufwand. „Im Durchschnitt wendet das Apothekenpersonal in Europa 5,1 Stunden pro Woche auf, um Lieferengpässe von Arzneimitteln zu managen“, so die Abda mit Bezug auf das Ergebnis einer aktuellen Umfrage durch den Zusammenschluss der Apotheker in der Europäischen Union (ZAEU) in 27 Ländern. Vor knapp einem Jahr waren es noch mehr als sechs Stunden. „Wir müssen von der Mehrbelastung durch Lieferengpässe wegkommen. Bei akuten Lieferausfällen von Medikamenten brauchen die Apotheken möglichst frühe Vorwarnungen von Herstellern und Behörden sowie mehr eigene Entscheidungsfreiheit bei der Auswahl von Alternativpräparaten“, sagt Arnold. „Mittel- und langfristig müssen wir die Produktion wichtiger Wirkstoffe in Europa stärken, die auch gemeinsame Qualitäts-, Sozial- und Umweltstandards berücksichtigt.“
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