Levocetirizin auf Rezept: Was passiert bei „außer Vertrieb“?
Levocetirizin wurde im Frühjahr aus der Verschreibungspflicht entlassen. Die ersten Hersteller meldeten die verschreibungspflichtigen Varianten bereits im April als „außer Vertrieb“. Parallel wurden OTC-Präparate als offizielle Nachfolger auf den Markt gebracht. Leider ist die Änderung nicht bei jedem Arzt angekommen. Was ist zu tun, wenn der Vorgänger verordnet ist?
Verordnet ist Levocetirizin unter Angabe der Wirkstärke, der abzugebenden Menge, des Herstellers und der Pharmazentralnummer. Somit liegt eine eindeutige Verordnung vor. Laut neuem Rahmenvertrag wäre die Verordnung nicht eindeutig, wenn das als AV gekennzeichnete Arzneimittel nicht mehr lieferfähig ist und nach den Regelungen des Rahmenvertrages auch keine Alternativen zur Auswahl stehen.
Im Fall Levocetirizin haben PTA jedoch eine Wahl. Auch wenn bei der Eingabe des verordneten Arzneimittels in die Apothekensoftware die Meldung „außer Vertrieb“ erscheint, werden andere verschreibungspflichtige Präparate bei der Vergleichssuche (aut-idem) angezeigt. In der Apotheke darf aus den vier preisgünstigsten Arzneimitteln gewählt werden. Es sei denn es liegt ein Rabattvertrag vor. Denn das rabattierte Arzneimittel hat stets Vorrang.
AV wird nicht mehr mitgezählt
Zum 1. November sind erste Änderungen zum neuen Rahmenvertrag in Kraft getreten. Ein als AV gekennzeichnetes Arzneimittel wird seitdem bei der Abgaberangfolge nach § 10 ff. – die vier preisgünstigsten Präparate oder preisgünstigen Importe – nicht mehrberücksichtigt. Die Abgabe ist allerdings noch erlaubt, wenn das Medikament die Austauschkriterien des Rahmenvertrages erfüllt.
Austausch auf OTC ist nicht möglich
Zwar ist das apothekenpflichtige Levocetitizin-haltige Arzneimittel offizieller Nachfolger der verschreibungspflichtigen Variante. Allerdings darf das OTC-Präparat nicht abgegeben werden. Der Rahmenvertrag verbietet einen Austausch zwischen verschreibungspflichtigen und OTC-Arzneimittel. In § 18 heißt es: „Zwischen Fertigarzneimitteln, die sich hinsichtlich der Verschreibungspflicht unterscheiden, ist ein Austausch nicht zulässig.“
Wirkstoffcheck
In festen Zubereitungen zur oralen Anwendung zu 5 mg je abgeteilter Form darf Levocetirizin ohne Rezept abgegeben werden. Die Arzneimittel müssen allerdings einen Hinweis auf die Anwendungsbeschränkung für Erwachsene und Kinder ab dem vollendeten 6. Lebensjahr tragen. Levocetirizin wird zur Linderung der nasalen und okulären Symptome bei saisonaler und perennialer allergischer Rhinitis sowie zur Linderung der Symptome der chronisch idiopathischen Urtikaria eingesetzt.
Achtung! Saft und Tropfen bleiben verschreibungspflichtig.
Levocetirizin ist ein selektiver, peripherer H1-Rezeptorantagonist und das aktive Enantiomer von Cetirizin. Das Antiallergikum der 2. Generation wirkt schnell und langanhaltend und kann die Blut-Hirn-Schranke nur in geringem Maß überwinden. Das Piperazin-Derivat hemmt die Histamin-vermittelte frühe Phase der allergischen Reaktion. Die Migration von Entzündungszellen und die Freisetzung von bestimmten Mediatoren der allergischen Reaktion werden minimiert. Betroffene nehmen Levocetirizin einmal täglich ein. Mögliche unerwünschte Arzneimittelwirkungen können Kopfschmerzen, Schwindel, Müdigkeit oder Mundtrockenheit sein.
Das könnte dich auch interessieren
Mehr aus dieser Kategorie
11,20 Euro: Risikoerfassung hoher Blutdruck uninteressant
Seit 2022 können Apotheken pharmazeutische Dienstleistungen (pDL) anbieten. Doch nur die Hälfte der Apotheken macht mit und 475 Millionen Euro …
Syphilis: Benzylpenicillin-Benzathin wird knapp
Anfang September tagte der Beirat zu Liefer- und Versorgungsengpässen. Bewertet wurde unter anderem die Versorgungslage von Benzylpenicillin-Benzathin. Das Antibiotikum, das …
Akutversorgung: Stückeln nicht erlaubt
Der Rahmenvertrag sieht im Akutfall keine Abgabe von Teilmengen vor. Allerdings sind Abweichungen von der verordneten Packungsgröße möglich. Diese sind …