Laxantien als Grund für erhöhtes Demenzrisiko?
Knapp zwei Millionen Menschen greifen hierzulande laut Statista regelmäßig – mindestens einmal im Monat – zu Abführmitteln, Tendenz steigend. Mehr als fünf Millionen Bürger:innen nutzen zudem Laxantien „zu besonderen Anlässen“. Stichwort Ostern/Weihnachten. Über die Gefahren einer Dauereinnahme wird immer wieder diskutiert. Nun haben Forschende im Zusammenhang mit Laxantien ein erhöhtes Demenzrisiko festgestellt.
In Sachen Abführmittel scheiden sich die Geister, auch wenn einige mögliche mit der Einnahme verbundene Gefahren wie ein gestörter Elektrolythaushalt inzwischen entkräftet werden konnten. Demnach gibt es bei bestimmungsgemäßem Gebrauch selbst nach Jahren keine Hinweise darauf, wie es in der S2k-Leitlinie chronische Obstipation heißt. Dennoch sollte die Einnahme nicht auf die leichte Schulter genommen und Abführmittel besser nicht als Abnehmhelfer genutzt werden, warnt die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN). Denn regelmäßig eingenommen können Laxantien offenbar das Demenzrisiko erhöhen, und zwar um 50 Prozent, wie neue Studiendaten zeigen.
Dauergebrauch von Laxantien steigert Demenzrisiko
Forschende der University of Cambridge und der Chinesischen Akademie der Wissenschaften haben den Zusammenhang zwischen der Anwendung verschiedener Laxantien und dem Demenzrisiko untersucht. Dafür haben sie in einer prospektiven, populationsbasierten Kohortenstudie die Daten von mehr als 500.000 Patient:innen zwischen 40 und 69 Jahren analysiert. Sie waren zu Beginn der Untersuchung gesund und wurden über einen Zeitraum von zehn Jahren beobachtet. Mehr als 18.000 Teilnehmer:innen nahmen regelmäßig – sprich an den meisten Tagen einer Woche – Abführmittel ein.
Dabei zeigte sich: Wurden chronisch Laxantien eingenommen, entwickelte sich häufiger eine Demenzerkrankung. Konkret erhielten 1,3 Prozent der Konsument:innen im Laufe der Studie die Diagnose Demenz. Bei den Proband:innen, die auf Laxantien verzichteten, waren es dagegen nur 0,4 Prozent. Statistisch gesehen stieg demnach das Risiko für Demenz, genau für vaskuläre Demenz, um 50 Prozent. Vor allem die Einnahme mehrerer Präparate sowie der Griff zu osmotischen Abführmitteln erhöhte die Gefahr.
Geschwächte Darmflora durch Laxantien als Risikofaktor
Ein möglicher Grund: „Laxanzien können die Epithelbarrieren des Darms stören und den Übergang von aus dem Darmmikrobiom stammenden neurotoxischen Stoffwechselprodukten in das zentrale Nervensystem erleichtern und inflammatorische Prozesse begünstigen“, heißt es in einer Pressemitteilung der DGN.
Für die Expert:innen seien die Studiendaten zwar noch kein eindeutiger Beweis für ein erhöhtes Demenzrisiko im Zusammenhang mit Laxantien, dennoch sei bei der Einnahme Vorsicht geboten. Vor allem im gesunder Ernährung könnten Patient:innen gegensteuern. Denn so lasse sich bereits das Risiko von Verdauungsbeschwerden oder einer Obstipation und somit automatisch der Gebrauch von Laxantien verringern.
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