Lauterbachs Reform ist „Apothekenzerstörungsprogramm“
Gestern hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sein Eckpunktepapier zur Liberalisierung der Apotheken vorgelegt. Die „größte Strukturreform der Apotheken seit 20 Jahren“, bezeichnet Manfred Saar, Präsident der Apothekerkammer des Saarlandes, als „Apothekenzerstörungsprogramm“.
Honorarumverteilung, Zweigapotheken und Erhöhung der Notdienstpauschale sind Teile des Eckpunktepapiers. Damit soll die Arzneimittelversorgung sichergestellt werden, vor allem in strukturschwachen Gebieten. Doch das wird nicht funktionieren, ist sich Saar sicher.
Zweigapotheken auf dem Land, in denen nicht mehr zwingend Approbierte vor Ort sein müssen, würden nichts anderes bedeuten, als dass „die Landbevölkerung keinen Zugang mehr hat zum vollen Leistungsspektrum der Apotheken.“ Arzneimittellieferengpassmanagement, pharmazeutische Dienstleistungen, Schutzimpfungen – all dies und noch viel mehr wäre den Menschen auf dem Land versperrt. „Damit wird der 2-Klassen-Gesellschaft in unserem Land weiter Vorschub geleistet.“ Der/die Patient:in stehe nicht mehr im Mittelpunkt.
„Im Ergebnis schaffen wir profane Arzneimittelabgabestellen, wie sie bereits in den letzten Tagen der DDR bestanden. Dass daneben in den nunmehr favorisierten Zweigapotheken ohne Anwesenheitspflicht eines Apothekers keine Betäubungsmittel mehr abgegeben werden können, spricht Bände.“
Vorschlag ist lebensfremd
Doch Zweigapotheken sind nur ein Baustein der Reform. Geplant ist auch eine Umverteilung des Apothekenhonorars von starken auf schwache Apotheken. Zuletzt wurde das Honorar 2012 angepasst. Die Folgen sind deutlich spürbar, denn die Zahl der Apotheken erreicht in jedem Jahr einen neuen Negativrekord. Allein im Saarland ist die Zahl der Apotheken seit 2013 von 324 auf aktuell 263 Apotheken gesunken. „Dass nunmehr mit dem Griff in die sozialistische Mottenkiste einer Umverteilung geglaubt wird, diesen Trend zu stoppen, ist vollkommen lebensfremd.“
Der Fixbetrag soll angehoben und der Apothekenaufschlag von 3 auf 2 Prozent gesenkt werden. Ein „Nullsummenspiel“.
„Mit seinen Apotheken’reform‘plänen drei Tage vor Weihnachten verspielt der Minister jegliches Vertrauen in die Politik. Sowohl das Vertrauen des Berufsstandes als auch das Vertrauen der Patientinnen und Patienten insbesondere auf dem Land.“
Mehr aus dieser Kategorie
IKK Classic: ThAV fordert aufsichtsrechtliche Prüfung
Der Thüringer Apothekerverband (ThAV) warnt vor drohenden Versorgungslücken bei Hilfsmitteln. Viele Apotheken können die rund drei Millionen Versicherten der IKK …
Adexa: Apothekenteams sind „überlastet, aber unterbezahlt“
Seit Jahren wurde das Apothekenhonorar nicht angehoben. Der politische Wille ist da, aber passiert ist bislang nichts. Und das, obwohl …
Verschluckt: Arbeitsunfall beim Kaffeetrinken?
Passiert Angestellten während der Arbeitszeit ein Missgeschick, das zu einer Verletzung führt, ist meist von einem Arbeitsunfall die Rede. Doch …