Ein Trend, der seit einigen Jahren immer mehr an Popularität gewinnt, ist die Anwendung von Lachgas als Rauschmittel. Nicht zuletzt durch die sozialen Medien erfreut sich dies bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen immer größerer Beliebtheit. Ohne Folgen bleibt die exzessive Anwendung jedoch nicht.
Videos, in denen Lachgas konsumiert wird, werden in den sozialen Medien tausendfach geklickt. Dabei werden auch Lachgas-Challenges durchgeführt, bei denen das Gas so lange inhaliert wird, bis Bewusstlosigkeit eintritt. Häufig werden dabei Luftballons mit dem Gas befüllt und in langen und tiefen Atemzügen inhaliert. Die Effekte der Anwendung stellen sich bei den Konsument:innen unmittelbar danach ein. So ungefährlich wie es scheint, ist dies jedoch nicht. Ein regelmäßiger Konsum kann bleibende körperliche Schäden, psychische Störungen oder eine Abhängigkeit hervorrufen.
Was ist Lachgas und wie wirkt es?
Bei Lachgas handelt es sich um Distickstoffmonoxid, das auch offiziell in der Zahnmedizin und in der Geburtshilfe als angstlösendes, leicht narkotisches und schmerzlinderndes Mittel eingesetzt wird. Aber auch zum Aufschäumen von Schlagsahne kann Lachgas eingesetzt werden. Die kleinen silbernen Kapseln, die in einen Sahnespender eingesetzt werden, können bei verschiedenen Anbietern auch in größerer Menge bestellt werden. Eine Limitierung der Abgabemenge gibt es nicht.
Vermutlich wirkt Lachgas schmerzlindernd über die Aktivierung von Opioid-Rezeptoren und angstlösend durch den Einfluss auf die GABA-Rezeptoren. Allerdings steht die eindeutige Klärung des genauen Wirkmechanismus noch aus. Durch die geringe Löslichkeit im Blut erreicht das Gas sein Wirkmaximum nach vier bis fünf tiefen Atemzügen sehr schnell. Allerdings flacht die Wirkung auch nach wenigen Minuten wieder ab. Dies ist vor allem beim Einsatz zur Geburtshilfe erwünscht, da die Anwendung nur einen kurzfristigen Effekt hat und direkt nach erfolgreicher Geburt beendet werden kann. Metabolisiert wird Lachgas im Körper nicht und wird unverändert wieder über die Lunge abgeatmet. Bei der Beendigung der Lachgas-Anwendung kann es zu einem Sauerstoffmangel kommen, der durch den Anstieg der alveolären Konzentration von Lachgas hervorgerufen wird. Um dieser Komplikation vorzubeugen, sollte nach der Gabe von Lachgas eine fünf- bis zehnminütige Inhalation von reinem Sauerstoff erfolgen.
Neben der analgetischen, anxiolytischen und leicht narkotischen Wirkung kann Lachgas aber auch das Gefühl einer wohligen Entspannung, übersteigerte Glücksgefühle, leichte Halluzinationen und Euphorie auslösen. Eine körperliche Abhängigkeit mit Entzugssymptomen wie Schwitzen, Unruhe, Schlafstörungen und Gereiztheit ist durch Lachgas nicht möglich, eine psychische Abhängigkeit jedoch schon.
Folgen des übermäßigen Konsums häufig unterschätzt
Die gängigen Nebenwirkungen des Lachgases wie beispielsweise Magen-Darm-Beschwerden, Schwindel, Kopfschmerzen, Druck im Mittelohr und Müdigkeit lassen kurze Zeit nach der Anwendung wieder nach.
Gefährlich kann es sein, das Gas wiederholt ein- und auszuatmen, ohne zwischendurch abzusetzen. Dabei kann ein akuter Sauerstoffmangel entstehen, der zur Bewusstlosigkeit führt. Vor allem beim Konsum von unverdünntem Lachgas besteht die Gefahr, dass ein Atemstillstand hervorgerufen wird, der zu irreversiblen Schäden des Zentralnervensystems mit Lähmungserscheinungen und im schlimmsten Fall zum Tod führen kann. Ebenfalls nicht zu unterschätzen ist die deutlich verminderte Reaktionsfähigkeit, die die sichere Teilnahme am Straßenverkehr unmöglich macht.
Bei einem langfristigen Konsum von Lachgas kann die Wirkung von Vitamin B12 deutlich beeinträchtigt werden. Dies kann fatale Folgen haben, da Vitamin B12 essenziell für die normale Nervenfunktion, das Nervenwachstum und die Regeneration der Nerven verantwortlich ist. Infolgedessen kann es durch das häufige Inhalieren von Lachgas zu Störungen in der Reizweiterleitung kommen, die Koordinationsschwierigkeiten, Taubheitsgefühle und motorische Einschränkungen der Finger nach sich zieht. Auch die Schädigung des Rückenmarks ist möglich, wodurch sogar das Gehirn und die Organe nachhaltig beeinträchtigt werden können.
Zudem können sich Psychosen entwickeln, die bei den Betroffenen eine verzerrte Darstellung der Realität bewirken. Dies führt schlimmstenfalls zu schweren psychischen Erkrankungen, die sich langfristig einstellen.
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