L-Thyroxin: Keine Wirkung bei Vorstufe von Hypothyreose?
Hierzulande ist etwa jede/r Dritte von einer Schilddrüsenerkrankung betroffen. Häufig liegt eine Unterfunktion vor. Zur Behandlung kommt L-Thyroxin ins Spiel, und zwar auch bei Vorstufen einer Hypothyreose. Doch ist das überhaupt sinnvoll und welche Wirkung hat ein Absetzen der Therapie?
L-Thyroxin (Henning) gehörte im Jahr 2020 zu den zehn am häufigsten verschriebenen Medikamenten und ist Mittel der Wahl bei Hypothyreose – einer Schilddrüsenunterfunktion – und anderen Schilddrüsenerkrankungen wie Hashimoto. Denn Levothyroxin entspricht dem Schilddrüsenhormon T4 und soll die fehlenden körpereigenen Hormone ersetzen sowie zu einer normalen Funktion des Organs beitragen.
Von einer Hypothyreose ist die Rede, wenn zu wenig der Schilddrüsenhormone Triiodthyroxin (T3) und Thyroxin (T4) gebildet werden und der Gehalt des Schilddrüsen-stimulierenden Hormons (TSH) steigt. Die Folgen: ein verlangsamter Stoffwechsel, Gewichtszunahme, Frösteln, Abgeschlagenheit, Verstopfung, Haarausfall oder depressive Verstimmungen. Zeigen sich dagegen (noch) keine Symptome für eine Schilddrüsenunterfunktion und der T4-Gehalt ist im Normalbereich, doch der TSH-Spiegel ist erhöht, kann eine subklinische Hypothyreose vorliegen.
Um das Risiko der Ausbildung einer manifesten Hypothyreose zu verringern, werden Patient:innen, die unter subklinischer Hypothyreose leiden, in der Regel ebenfalls mit L-Thyroxin behandelt. Empfohlen wird die Therapie ab einem TSH-Spiegel von > 10 mU/l. Doch wie sinnvoll ist die vorsorgliche Behandlung und wie wirkt sich das Absetzen von L-Thyroxin auf Symptome und Lebensqualität aus?
Absetzen von L-Thyroxin mit überraschenden Auswirkungen
Das haben Forschende der University of Arkansas for Medical Sciences in Little Rock in einer kleinen randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studie herausgefunden, deren Ergebnisse bei der Jahrestagung 2022 der American Thyroid Association (ATA) vorgestellt wurden. Die Studienteilnehmer:innen wurden allesamt aufgrund einer subklinischen Hypothyreose mit L-Thyroxin behandelt und entweder auf ein Placebo umgestellt oder erhielten weiter L-Thyroxin (zwischen 25 und 75 µg täglich). Anschließend wurde überprüft, wie sich ihre Symptome entwickelt haben. Dabei wurden keine signifikanten Unterschiede zwischen dem Absetzen von L-Thyroxin und der Weiterbehandlung festgestellt. Mehr noch: Es zeigten sich sogar Verbesserungen durch das Beenden der Therapie, beispielsweise in puncto Lebensqualität und Müdigkeit.
„Unsere Resultate zeigen, dass […] das Absetzen von Levothyroxin bei Patienten mit subklinischer Hypothyreose sicher ist“, fassen die Autor:innen daher zusammen.
Achtung: Das Therapieende sollte nicht auf eigene Faust, sondern in Absprache mit dem/der behandelnden Ärzt:in erfolgen.
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