Faules Weihnachtsgeschenk: Kurz vor Weihnachten wird es in den Apotheken noch einmal voll. Das Weihnachtsgeschäft wird der Run aber wohl nicht ankurbeln, denn nicht die Suche nach Weihnachtsgeschenken für die Liebsten, sondern die Politik treibt die Kund*innen in die Apotheke – zumindest die Risikopatient*innen. Denn diese wollen ihre kostenlosen Masken abholen, die ihnen noch im Dezember zustehen. Statt also im Lockdown Risikopatient*innen in den eigenen vier Wänden zu halten, jagt der Gesundheitsminister die besonders Gefährdeten vor die Tür und kurbelt das Infektionsgeschehen an. Außerdem hätte das Geld besser an anderer Stelle investiert und die Verteilung (besser) geplant werden sollen, kommentiert Nadine Tröbitscher. Gut gemeint ist eben nicht immer gut gemacht!
Wer hat`s verzapft? Der Minister. Wer badet es aus? Die Apotheken. Es ist also alles, wie im richtigen Leben und das nicht zum ersten Mal. Knapp eine Woche bleibt den Apotheken noch, das Vorhaben des Gesundheitsministers umzusetzen und möglichst günstig Schutzmasken in hoher Qualität zu besorgen. Zeit zum Preisvergleich bleibt den Apotheken nicht, aber das Preislimit ist klar, denn mehr als sechs Euro pro Maske bekommen die Apotheken nicht.
Im Dezember gibt es mitunter nicht einmal die, denn die Apotheken erhalten nur eine Pauschale, die über den Nacht- und Notdienstfonds ausgeschüttet wird. Die orientiert sich an der Anzahl der im dritten Quartal 2020 abgerechneten Rezepte. Und plötzlich klingen knapp 500 Millionen Euro nicht mehr so viel, wenn im Durchschnitt nur noch etwa 26.000 Euro pro Apotheke herauskommen und mehr als 27 Millionen Risikopatient*innen ihre kostenlosen Masken abholen möchten.
Kostenlose Masken gibt es aber nur, solange der Vorrat reicht, also „im Rahmen der Verfügbarkeit“. Die Pauschale gibt es trotzdem. Dennoch wird wohl niemand seine Berufsehre über Bord werfen, ein Schild mit „Wir haben alle FFP2-Masken abgegeben, das Lager ist leer!“ an die Tür hängen und das Honorar im Dezember als Weihnachtsbonus einstreichen.
Die Rechnung hinkt nicht nur, sie wurde auch ohne die Risikopatient*innen gemacht. Leider läuft nicht immer alles nach Plan. Menschen leben von Emotionen und das Leben verläuft nicht am Rechenbrett. Weil Menschen mitunter vom „Stamme Nimm“ sind und wenn es einmal etwas umsonst gibt, schlagen einige auch gerne mehr als einmal zu. Ein „Masken-Tourismus“ scheint also vorprogrammiert und so ziehen ab nächster Woche Risikopatient*innen für einen besonders schweren Covid-19-Verlauf, denen man nicht einmal böse sein kann, von Apotheke zu Apotheke und stürzen sich ins Risiko, um sich mit Schutzmasken zu versorgen, die das Infektionsgeschehen eindämmen und die Patient*innen schützen sollen.
Vergessen sind der Lockdown und all die Mahnungen und Warnungen, zu Hause zu bleiben und unnötige persönliche Kontakte zu vermeiden. Da wurde sogar ein Botendiensthonorar eingeführt, den Apotheken bei der Abgabe von Arzneimitteln mehr Beinfreiheit geschaffen und Großes erreicht, das drei Schutzmasken in Windeseile zunichte machen.
Wäre es nicht einfacher gewesen, die Reserve des Ministers nicht einzulagern, sondern an Risikopatient*innen zu verschicken und 2,5 Milliarden Euro zu sparen? Oder mangelt es etwa an der Qualität? Die Kassen verschicken für die zweite und dritte Maskenabgabewelle doch ohnehin Coupons, die in der Apotheke eingelöst werden können. Da hätte man doch einfach 15 Masken in den Umschlag packen und zu den Patient*innen schicken können. Die 2,5 Milliarden Euro hätten besser in Schnelltests investiert werden sollen, denn die Menschen wollen und müssen wissen, ob sie infiziert sind. Wer viel testet, kann das Infektionsgeschehen eindämmen. Hier liegt die Kompetenz der Apotheken und nicht in der Diskussion um Masken, deren Qualität und ob jemand ein*e Risikopatient*in ist.
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