Knapp drei Jahre: Metformin verzögert Diabetes-Diagnose
Metformin gehört zu den bewährten Wirkstoffen bei der Behandlung von Diabetes Typ 2. Doch nun zeigt sich: Frühzeitig eingenommen kann Metformin eine Diabetes-Erkrankung hinauszögern, und zwar um mehrere Jahre und mit Langzeitwirkung.
Diabetes gilt als Volkskrankheit und allein hierzulande sind etwa 11 Millionen Menschen davon betroffen – Tendenz steigend. Doch oftmals zeigen Patient:innen schon einige Zeit vor der Diagnose entsprechende Anzeichen für die Erkrankung, beispielsweise Probleme bei der Glukoseregulierung und somit einen erhöhten Blutzuckerspiegel. Die Rede ist von Prädiabetes – einer Vorstufe von Typ-2-Diabetes, die schätzungsweise jeden/jede Fünfte betrifft. Nun zeigen Studiendaten: Wird bereits zu diesem Zeitpunkt eine Behandlung eingeleitet, kann die eigentliche Diagnose hinausgezögert werden. Genau kann die frühzeitige Einnahme von Metformin eine Diabetes-Erkrankung um fast drei Jahre verzögern, und zwar auch über einen langen Zeitraum.
Metformin gehört zu den Biguaniden und kommt bei Typ-2-Diabetes zum Einsatz, wenn Diät und Gewichtsreduktion trotz körperlicher Aktivität nicht ausreichen, um den Blutzuckerspiegel zu senken. Denn der Wirkstoff hemmt die Glukosebildung in der Leber und verzögert deren Aufnahme im Darm. Metformin verbessert die Insulinwirkung und die Insulinempfindlichkeit der Muskulatur, die Insulinausschüttung wird vermindert und das Hungergefühl der Patient:innen nimmt ab.
Metformin zögert Diabetes-Diagnose hinaus
Ein Forscherteam aus den USA hat die Langzeiteffekte einer Metforminbehandlung auf die Inzidenz von Typ-2-Diabetes überprüft. Als Grundlage dienten Daten aus dem US-amerikanischen Diabetes Prevention Program, bei dem mehr als 3.000 Erwachsene mit Prädiabetes berücksichtigt wurden. Die teilnehmenden Patient:innen erhielten entweder 850 mg Metformin zweimal täglich oder ein Placebo. Die ursprüngliche Laufzeit von drei Jahren wurde jedoch mit der aktuellen Untersuchung auf insgesamt 21 Jahre ausgeweitet.
Dabei zeigte sich: Wurde frühzeitig Metformin eingenommen, fiel das Diabetes-Risiko um 17 Prozent geringer aus und eine entsprechende Diagnose konnte bei rund jedem/jeder Zweiten im Schnitt um zweieinhalb Jahre verzögert werden – über den gesamten Beobachtungszeitraum. Vor allem bei jüngeren Prädiabetes-Patient:innen – genau im Alter von 25 bis 44 Jahren – war die Metformin-Behandlung erfolgreich.
Deutlich wurde jedoch auch: Noch effektiver als die frühzeitige Einnahme von Metformin konnte Diabetes durch eine intensive Lebensstiländerung mit dem Ziel der Gewichtsreduktion verzögert werden. Denn dies verschob die Diagnose um bis zu dreieinhalb Jahre. Insgesamt fiel die Diabetes-Inzidenz in dieser Patientengruppe um 24 Prozent geringer aus, und zwar in jeder Altersgruppe und über den gesamten Beobachtungszeitraum.
Auch bei Prädiabetes: Indikationserweiterung für Metformin?
„Die Ergebnisse zeigen, dass frühe und risikoadaptierte Präventionsmaßnahmen das Fortschreiten zum Typ-2-Diabetes verzögern können – ein wichtiger Baustein im Umgang mit der zunehmenden Krankheitslast“, kommentieren Expert:innen der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und der Deutschen Allianz für Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) in einer gemeinsamen Pressemitteilung die Studie.
Mehr noch: „Metformin ist zurzeit nicht zur Behandlung des Prädiabetes zugelassen – eine Neubewertung erscheint jedoch angesichts der Evidenz sinnvoll“, so der Appell.
Welche Rolle Metformin bei Asthma spielt, erfährst du hier.
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