Kein Pregabalin bei Asthma?
Rund 3,5 Millionen Menschen leiden hierzulande unter Asthma. Je nach Schwere der Erkrankung ist die Lebensqualität von Betroffenen stark eingeschränkt. Inhalatoren mit Wirkstoffen zum Einatmen sind dabei unverzichtbar, um die Beschwerden zu lindern. Dagegen können Gabapentinoide die Symptome verschlimmern, schlägt eine Studie Alarm. Vorsicht ist bei Asthma vor allem unter Pregabalin geboten.
Die Verordnungszahlen von Gabapentinoiden – allem voran Pregabalin und Gabapentin – ist in den letzten Jahren deutlich angestiegen, warnte die Bundesärztekammer schon vor Längerem und wies auf das Risiko von Missbrauchs- und Abhängigkeitspotenzial hin. Die Wirkstoffe kommen unter anderem zur Behandlung von Epilepsien, neuropathischen Schmerzen und generalisierter Angststörung zum Einsatz. Doch oftmals erfolgt auch ein Off-Label-Use, der vor allem in Kombination mit anderen Wirkstoffen zur Gefahr werden kann. Ein Beispiel ist die gleichzeitige Anwendung von Pregabalin und Tramadol, die sogar tödlich enden kann. Doch auch allein können Gabapentinoide für einige Patient:innen gefährlich werden. Das gilt zumindest für bestimmte Wirkstoffe. Demnach kann unter anderem Pregabalin bei Asthma zur Verschlechterung des Krankheitsbildes führen.
Wirkstoffcheck
Pregabalin gehört zu den Antikonvulsiva und kommt häufig im Rahmen einer Schmerztherapie zum Einsatz. Das Strukturanalogon der Gamma-Aminobuttersäure (GABA) besitzt eine GABA-ähnliche Wirkung, allerdings wird diese im Fall von Pregabalin nicht über die Bindung an GABA-Rezeptoren, sondern an spannungsabhängigen Calciumkanälen im Zentralnervensystem erreicht. In der Folge kommt es zu einer Verringerung des Calcium-Einstroms, wodurch wiederum weniger Neurotransmittern ausgeschüttet werden. Beispielsweise wird die Freisetzung von Noradrenalin und der Substanz P verringert und die neuronale Erregbarkeit gesenkt.
Asthma: Gabapentinoide wie Pregabalin besser tabu
Wurden Patient:innen aufgrund neuropathischer Schmerzen mit Gabapentinoiden behandelt und litten außerdem unter Asthma, stieg das Risiko von Exazerbationen durch die Behandlung. Vor allem der Wirkstoff Pregabalin hatte einen negativen Einfluss auf vorliegendes Asthma – im Gegensatz zu einer Alternativtherapie mit selektiven Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmern (SNRI) oder anderen Wirkstoffgruppen.
Das bestätigt eine Analyse von Daten der Nationalen Datenbank für Krankenversicherungsansprüche in Japan. So fiel sowohl das Risiko für eine moderate Verschlechterung der Erkrankung, die eine Gabe von systemischen Kortikosteroiden erforderte, als auch für schwere Exazerbationen, die stationär behandelt werden mussten, unter Gabapentinoiden deutlich höher aus. Die Gefahr stieg dabei bereits ab Therapiebeginn und war unabhängig von Alter, BMI und anderen Faktoren. Auch bei Patient:innen mit COPD ließen sich ähnliche Entwicklungen beobachten.
Als einen möglichen Grund bringen die Forschenden ins Spiel, dass die atemdepressive Wirkung zu einer Sedierung oder Hypoventilation führen könnte, die wiederum beispielsweise Atemwegsinfekte fördern kann. Gleiches gilt durch die Unterdrückung des Hustenreflexes. Hinzukommt, dass Gabapentinoide wie Pregabalin in Verdacht stehen, die Gefahr für Herzinsuffizienz zu erhöhen, die als Asthmaexazerbation fehlinterpretiert werden könnte.
Fest steht: „Gabapentinoide sind möglicherweise ein Risikofaktor für die akute Verschlechterung von chronischen Atemwegserkrankungen“, so das Fazit der Forschenden. Daher lautet der Appell, dass das Risiko vor Behandlungsbeginn als auch währenddessen unbedingt im Blick behalten werden sollte.
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