Schätzungsweise jedes zehnte Kind leidet an Eisenmangel. Die Gründe dafür können vielfältig sein, meist sind jedoch Wachstumsprozesse die Ursache. Denn sie lassen den Bedarf steigen. Bei einer Unterversorgung drohen Entwicklungsstörungen. Dennoch ist die generelle Gabe von Nahrungsergänzungsmitteln (NEM) mit Eisen bei gestillten Babys nicht nötig.
Eisen ist ein essenzielles Spurenelement und übernimmt im Körper verschiedene Funktionen, beispielsweise den Sauerstofftransport. Um den Eisenbedarf zu decken, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) Erwachsenen eine Zufuhr von 11 mg/Tag (Männer) und 14 bis 16 mg/Tag (Frauen). Einige Personengruppen haben einen höheren Eisenbedarf als andere. Dazu gehören beispielsweise Kinder im Wachstum und Menstruierende. Auch für Schwangere und Stillende wird ein Mehrbedarf angenommen, der sich auf 27 beziehungsweise 16 mg Eisen/Tag beläuft.
Ab einem bestimmten Alter wird zudem der Eisenbedarf für Babys als erhöht eingeschätzt. So empfiehlt die DGE für Säuglinge im Alter von vier bis zwölf Monaten ebenfalls eine Zufuhr von 11 mg/Tag. Jüngere Babys sollten dagegen nur 0,3 mg Eisen täglich aufnehmen und Kinder zwischen einem und sieben Jahren lediglich 7 mg. Der Grund: Werden Säuglinge gestillt, verringern sich gegen Ende der Stillzeit ihre Eisenreserven. Hinzukommt ein schnelles Wachstum, das gleichzeitig den Bedarf steigen lässt. Somit besteht die Gefahr eines Eisenmangels, der sich auch auf die Entwicklung auswirken kann. Dennoch ist die Einnahme von Eisen in Form von Supplementen für gestillte Babys offenbar nicht notwendig.
Eisen fördert Entwicklung bei gestillten Babys nicht
Auch wenn der Eisenbedarf bei Säuglingen erhöht sein kann, spricht die Europäische Gesellschaft für pädiatrische Gastroenterologie, Hepatologie und Ernährung (ESPGHAN) keine generelle Empfehlung zur Supplementierung aus. In den USA wird dagegen von der zuständigen Behörde, der American Academy of Pediatrics, eine Zufuhr von 1 mg/kg Eisen am Tag für alle Kinder ab vier Monaten, die zu mehr als 50 Prozent Muttermilch erhalten, empfohlen – so lange bis die Beikost den Eisenbedarf deckt.
Doch eine generelle Einnahme von Eisensupplementen für gestillte Babys ist nicht nötig, wie neue Untersuchungsergebnisse einer Forschergruppe aus Schweden und Polen bestätigen – zumindest bei gesunden Kindern. Demnach konnte die Einnahme von Eisen bei gestillten Babys ihre Entwicklung nicht positiv beeinflussen. Für die Untersuchung erhielt jeweils eine Gruppe von Kindern zwischen vier und neun Monaten, die komplett oder überwiegend gestillt wurden, ein niedrig dosiertes Nahrungsergänzungsmittel mit 1 mg/kg Körpergewicht Eisen – genau mikronisiertes mikroverkapseltes Eisenpyrophosphat – oder ein Placebo.
Im Vergleich der beiden Patientengruppen zeigten sich später keine Unterschiede in der psychomotorischen, kognitiven oder sprachlichen Entwicklung der Kinder. Selbst das Risiko eines Eisenmangels konnte durch die Supplementation nicht signifikant reduziert werden. „Diese Studie unterstützt die Empfehlung der Europäischen Gesellschaft für pädiatrische Gastroenterologie, Hepatologie und Ernährung, dass bei gesunden Säuglingen mit normalem Geburtsgewicht in Umgebungen mit geringer Eisenmangelanämierate keine allgemeine Eisenergänzung erforderlich ist“, lautet das Fazit der Forschenden.
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