Vitamin D als „Wunderwaffe“? Dem Sonnenvitamin werden zahlreiche gesundheitsfördernde Eigenschaften zugesprochen. Doch kann Vitamin D auch das Diabetes-Risiko senken?
Vitamin D ist für die Gesundheit von Knochen und Zähnen wichtig und an verschiedenen Stoffwechselvorgängen beteiligt. Cholecalciferol wird größtenteils über die Haut gebildet, und zwar bei Sonneneinstrahlung. Über den Zusammenhang zwischen dem Sonnenvitamin und Diabetes wird schon lange diskutiert. Wie genau sich Vitamin D auf das Diabetes-Risiko auswirken kann, zeigen die Ergebnisse einer aktuellen Metaanalyse bei Prädiabetes-Patient:innen.
Von Prädiabetes ist die Rede, wenn der Blutzucker erhöht und die Glucosetoleranz gestört ist, aber noch kein Typ-2-Diabetes diagnostiziert werden musste. Es handelt sich somit um eine Vorstufe von Diabetes mellitus. Zu den Risikofaktoren gehören unter anderem erhöhtes Körpergewicht und Taillenumfang, mangelnde körperliche Aktivität, ein Alter über 45 Jahren sowie Diabetes-Erkrankungen in der Familie.
Diabetes-Risiko sinkt unter Vitamin D-Gabe
Für die Analyse haben Wissenschaftler:innen des Tufts Medical Center in Boston drei doppelblinde, randomisierte und placebo-kontrollierte Studien herangezogen. Die Teilnehmenden litten dabei alle an Prädiabetes und bekamen entweder ein Placebo oder Vitamin D in verschiedenen Dosierungen oral verabreicht – 20.000 I.E. (= 500 µg) Cholecalciferol pro Woche, 4.000 I.E. (= 100 µm) Cholecalciferol pro Tag sowie 0,75 µg Eldecalcitol pro Tag. Anschließend wurde überprüft, bei wie vielen Patient:innen sich ein Typ-2-Diabetes ausbildete.
Das Ergebnis: Eine Supplementierung von Vitamin D konnte das Diabetes-Risiko deutlich senken. Demnach konnte das Fortschreiten von Prädiabetes zu Typ-2-Diabetes um bis zu 15 Prozent reduziert werden. Nach drei Jahren lag der Wert noch bei 3,3 Prozent. Mehr noch: Vitamin D erhöhte die Wahrscheinlichkeit einer Rückkehr zu einer normalen Glukoseregulierung um 30 Prozent, heißt es in der Analyse. Unerwünschte Wirkungen wie Nierensteine oder Hyperkalzämie traten dagegen durch die Behandlung nicht häufiger auf.
Vor der Supplementierung Nutzen-Risiko-Analyse durchführen
Zwar sei die Risikoreduktion im Vergleich zu anderen Präventionsmaßnahmen wie einer Änderung des Lebensstils oder einer Metformin-Therapie eher gering, dennoch „könnte eine kostengünstige Nahrungsergänzung mit Vitamin D die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes bei mehr als 10 Millionen Menschen hinauszögern“, heißt es von den Forschenden.
Das Problem: Um das Diabetes-Risiko zu senken, braucht es laut der Analyse einen hohen Vitamin D-Spiegel im Blut, der deutlich über den allgemein empfohlenen Höchstwerten liegen könnte. Daher warnen Expert:innen bereits vor einer unbedachten Einnahme, insbesondere von hochdosierten Präparaten, um Überdosierungen zu vermeiden. Es brauche daher eine individuelle Risiko-Nutzen-Analyse für jede/n Patient:in, so die Studienautor:innen.
Das könnte dich auch interessieren
Mehr aus dieser Kategorie
Blasenentzündung: Phytos empfohlen
Bei unkomplizierten Blasenentzündungen werden künftig auch Phytotherapeutika statt einer Antibiose empfohlen. Das ist das Ergebnis der Aktualisierung der S3-Leitlinie für …
Rezeptur 1×1: Ringversuche 2025
Ob Wirkstoffe, Zubereitung oder Wechselwirkungen – nicht nur bei der Beratung im HV, sondern auch in der Rezeptur ist dein …
Sperma als „Virenschleuder“?
Dass Körperflüssigkeiten wie Speichel als Übertragungsweg für bestimmte Erkrankungen dienen, ist bekannt. Das gilt auch für das Sperma. Genau kann …