Kann Anastrozol Brustkrebs verhindern?
Etwa jede achte Frau erhält im Laufe ihres Lebens die Diagnose Brustkrebs. Jedes Jahr kommen allein hierzulande rund 70.000 Neuerkrankungen hinzu. In Sachen Vorbeugung könnte der Wirkstoff Anastrozol, der bereits zur Behandlung von Brustkrebs zum Einsatz kommt, eine Rolle spielen, wie Daten aus Großbritannien zeigen.
Anastrozol gehört zu den nicht-steroidalen Aromatasehemmern. Durch die reversible Hemmung des Enzyms wird der Östrogenspiegel und damit das Wachstum und die Metastasenbildung von hormonsensitiven Tumoren eingeschränkt. Zu den möglichen unerwünschten Wirkungen unter Anastrozol gehören Übelkeit, Hitzewallungen, Müdigkeit, Kopfschmerzen sowie eine Erhöhung des Cholesterinspiegels. Die gleichzeitige Einnahme mit anderen Krebsmedikamenten wie Tamoxifen oder Östrogen-haltigen Arzneimitteln sollte vermieden werden, um eine Wirkverminderung zu umgehen.
Achtung: Anastrozol kann auch als Dopingmittel zur Leistungssteigerung missbraucht werden.
In Großbritannien wurde Anastrozol nun auch zur Vorbeugung von Brustkrebs zugelassen, wie der National Health Service (NHS) informiert. Denn Studien hätten den präventiven Effekt bestätigt.
Anastrozol: Jahrelange Vorbeugung von Brustkrebs möglich?
Zwar sei die vorbeugende Einnahme off-label laut NHS bereits seit einigen Jahren möglich, die Akzeptanz sei bisher jedoch gering. Dies soll sich mit der Zulassungserweiterung ändern. „Anastrozol, das seit vielen Jahren zur Behandlung von Brustkrebs eingesetzt wird, wurde heute von der Medicines and Healthcare Products Regulatory Agency (MHRA) als präventive Option zugelassen – was hoffentlich dazu beitragen könnte, etwa 2.000 Fälle von Brustkrebs in England zu verhindern“, heißt es in einer Mitteilung.
Zum Einsatz kommen soll Anastrozol zur Vorbeugung von Brustkrebs bei postmenopausalen Frauen mit mittlerem und hohem Risiko – darunter Patientinnen mit einer erheblichen familiären Vorgeschichte der Krankheit. Die Behandlung erfolgt über einen Zeitraum von fünf Jahren, wobei täglich 1 mg Anastrozol als Tablette eingenommen wird. Die Wirksamkeit ist laut dem NHS durch Studien belegt. Demnach soll der Wirkstoff die Zahl der Brustkrebs-Neuerkrankungen bei Frauen mit erhöhtem Risiko um bis zu 50 Prozent senken können. Mehr noch: Der Schutzeffekt dauere auch nach dem Absetzen noch Jahre an.
„Wir haben bereits gesehen, welche positive Wirkung Anastrozol bei der Behandlung der Krankheit haben kann, wenn sie bei Frauen nach der Menopause festgestellt wurde, und jetzt können wir damit verhindern, dass sie sich bei einigen Frauen überhaupt entwickelt“, so die Gesundheitsexpert:innen weiter. Sie hoffen, dass die Zulassungserweiterung dafür sorgen kann, den allgemeinen Zugang zu dem Arzneimittel als risikominimierende Option zu erleichtern.
Hierzulande ist Anastrozol zur Behandlung einer vorliegenden fortgeschrittenen oder frühen invasiven Brustkrebserkrankung bei postmenopausalen Frauen angezeigt. Ein Medikament zur vorbeugenden Behandlung von Brustkrebs ist bisher nicht zugelassen.
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