Jena: Neuinfektionen dank Maskenpflicht halbiert
Seit Monaten gilt in Deutschland Maskenpflicht, zum Beispiel beim Einkaufen und in öffentlichen Verkehrsmitteln. Damit sollen sich die Menschen gegenseitig schützen und die Ausbreitung von SARS-CoV-2 eindämmen. Dass das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung (MNB) das Ansteckungsrisiko drastisch senken kann, zeigen Wissenschaftler*innen am Beispiel der Maskenpflicht in Jena.
AHAL – diese vier Buchstaben bestimmen in der Corona-Pandemie den Alltag. Denn sie stehen für „Abstand“, „Hygiene“, „Alltagsmaske“ sowie „Lüften“ und stellen damit die grundlegenden Verhaltensregeln dar, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. So sollen alle Maßnahmen helfen, die Übertragung über Tröpfen und Aerosole einzuschränken. Seit Ende April gilt daher in allen Bundesländern unter anderem im Einzelhandel, in Apotheken und in Arztpraxen die Pflicht zum Tragen einer MNB. Die Stadt Jena hat die Maskenpflicht dagegen schon seit dem 6. April und damit einige Wochen vor der allgemeinen Regelung eingeführt. Und dies zeigte Wirkung: Wie Forscher*innen nun in einer neuen Studie belegen, kann das Tragen einer Maske das Ansteckungsrisiko im Durchschnitt um fast 50 Prozent senken.
Gegen steigende Neuinfektionen: Jena geht mit Maskenpflicht voran
Ein Team aus Wirtschaftsexpert*innen der Universitäten Süddänemarks, Kassel, Mainz und der Technischen Universität Darmstadt hat untersucht, welchen Einfluss das Tragen einer MNB auf die Zahl der Corona-Neuinfektionen hat. Dazu haben die Wissenschaftler*innen Daten aus Jena als Vorreiter bei der Maskenpflicht mit anderen deutschen Städten mit ähnlicher infrastruktureller Ausstattung, Bevölkerungsdichte und Infektionszahl verglichen. Die Ergebnisse wurden im Fachmagazin „Proceedings of the National Academy of Sciences oft he United States of America” veröffentlicht.
Darin wird deutlich, dass die Zahl der Neuinfektionen mit akuten Symptomen innerhalb von 20 Tagen nach Einführung der Maskenregelung um 15 bis 75 Prozent gesunken ist. Den Spitzenwert von 75 Prozent weniger Infektionen erreichte dabei Jena. Die Maskenpflicht kann folglich die Zahl der täglichen Neuinfektionen im Schnitt um 47 senken, schlussfolgern die Expert*innen.
Expert*innen unterstreichen Rolle der Masken
Um darauf schließen zu können, dass die Entwicklungen vorrangig auf die Einführung der Maskenpflicht zurückzuführen sind, achteten die Autor*innen darauf, dass zu diesem Zeitpunkt keine anderen neuen Regelungen in Kraft traten. Allerdings geben sie zu bedenken, dass die Pflicht zum Tragen einer MNB eine Art Signalwirkung für ein generell vorsichtigeres Verhalten gehabt haben könnte, was wiederum die Infektionszahlen beeinflussen dürfte.
Dennoch sind sich die Expert*innen einig: Die Maskenpflicht in Jena und anderen deutschen Städten hatte einen enormen Effekt, sodass Masken das Ansteckungsrisiko drastisch senken können. Darüber hinaus stellten Forscher*innen der University of California in San Francisco bereits im Herbst die Hypothese auf, dass Masken aufgrund der Filterwirkung zudem die aufgenommene Virusmenge derart reduzieren können, dass eine Covid-19-Erkrankung milder und asymptomatisch verlaufen kann.
Das Fazit: „Jede*r sollte eine Maske tragen, um sich und andere vor Infektionen zu schützen“, appelliert Klaus Wälde, Mitautor der Jena-Studie, an die Bevölkerung.
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