Die gute Nachricht zuerst: Kurzarbeit hat laut der Hans-Böckler-Stiftung rechnerisch mindestens eine Million Arbeitsplätze gesichert. Doch Licht und Schatten sind in Pandemiezeiten nah beieinander, denn Kurzarbeit ist für die Betroffenen eine große Belastung. Zwar ist der Job gesichert, aber die finanziellen Einbußen sind spürbar. Mehr noch: Etwa die Hälfte aller Beschäftigten in Kurzarbeit hat Existenzängste.
Kurzarbeit ist während der Pandemie ein wertvoller Baustein, um ganze Branchen zu sichern und hat gesamtwirtschaftlich eine positive Wirkung. Die Teams bleiben erhalten und können nach der Krise oder ersten Lockerungen wieder voll durchstarten. Aber für die Betroffenen ist die Belastung mitunter groß, denn am Monatsende ist weniger in der Kasse und die Ersparnisse sind unter Umständen bereits aufgebraucht. Auch bei den PTA in Kurzarbeit kann es am Monatsende eng werden, denn zu den Großverdiener*innen gehört die Berufsgruppe nicht. Eine neue Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung zeigt, dass 53 Prozent derer, die in Kurzarbeit sind, Existenzsorgen haben.
Im November 2020 wurden mehr als 6.100 Erwerbstätige und Arbeitsuchende erneut befragt. 48 Prozent der Kurzarbeiter*innen haben ihre finanzielle Situation als stark belastend bewertet. Die Quote zeigt, wie ernst die Lage ist, denn sie ist fast viermal so hoch wie bei den Beschäftigten ohne Kurzarbeit. Wer jedoch eine Aufstockung des Kurzarbeitergeldes erhalten hatte, fühlte sich seltener stark finanziell belastet. Allerdings haben nur etwa 42 Prozent der befragten Kurzarbeitenden im November eine Aufstockung erhalten.
Die WSI-Forscher Dr. Toralf Pusch und Dr. Hartmut Seifert warnen, denn es sei angesichts des historisch beispiellosen Umfangs von Kurzarbeit in der Corona-Krise bei etlichen Kurzarbeitenden „mit sich im Laufe der Zeit verschärfenden sozialen Problemen zu rechnen, da finanzielle Rücklagen vielfach bereits aufgebraucht sind und bei immer mehr Personen weiter schrumpfen werden.“
Ob das Kurzarbeitergeld aufgestockt wird oder nicht, hat einen spürbaren Einfluss darauf, wie problematisch die Betroffenen ihre finanzielle Situation einstufen. Bei knapp 53 Prozent der Kurzarbeitenden ohne Aufstockung sei die finanzielle Situation stark belastend. Zum Vergleich: Bei denjenigen mit Aufstockung sehen das knapp 42 Prozent so. Die Gesamtgruppe der Kurzarbeitenden ist mit 48 Prozent weit häufiger finanziell stark belastet als der Durchschnitt aller Befragten mit gut 17 Prozent.
Die finanziellen Probleme spiegeln sich in Existenzängsten wider – nämlich bei 53 Prozent der Befragten in Kurzarbeit. Denn rund 44 Prozent sorgen sich, ihren Job zu verlieren. Das sind viermal so viele wie bei den Beschäftigten ohne Kurzarbeit.
Bei der Befragung im November gaben rund 8 Prozent der Befragten an, in Kurzarbeit zu sein. Hochgerechnet auf die sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in Deutschland wären das etwa zweieinhalb Millionen Personen, so die Hans-Böckler-Stiftung.
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