Je älter, desto langsamer? Vier Phasen des Stoffwechsels
Mit dem Alter ändert sich so einiges. Das gilt auch in Sachen Stoffwechsel. Während Jugendliche oft Unmengen an Essen verschlingen können, ist bei Älteren Vorsicht geboten. Doch ab wann heißt es aufpassen? Eine Studie liefert die Antwort – mit einem überraschenden Ergebnis.
„Ab dreißig geht es nur noch bergab“ – Rund um das Älterwerden gibt es viele solcher Befürchtungen. Auch das Gewicht ist dabei immer wieder Thema, denn mit zunehmendem Alter setzt gefühlt jede noch so kleine Leckerei direkt an. Schuld daran ist ein verlangsamter Stoffwechsel, oder? Dieser Frage haben sich Forscher:innen der Duke University in Durham (USA) in einer neuen Studie gewidmet und dabei vier entscheidende Phasen des Stoffwechsels identifiziert.
Im Rahmen der Studie untersuchten sie die Daten von mehr als 6.600 Menschen im Alter zwischen acht Tagen und 95 Jahren aus insgesamt 29 Ländern. Zum Einsatz kam dabei die spezielle Doubly-Labeled-Water-Methode, bei der gemessen wird, wie schnell eine zuvor getrunkene, markierte Flüssigkeit mit dem Urin wieder ausgeschieden wird. Anders als in bisherigen Studien wurden zudem Stoffwechselprozesse während des normalen Alltagslebens überprüft, nicht nur die für reine Überlebensfunktionen wie Atmen und Co. Das Ergebnis: Der menschliche Energieverbrauch verlangsamt sich deutlich früher als bisher erwartet, und zwar schon bei Babys. Doch damit nicht genug: Den Forscher:innen zufolge lässt sich die Entwicklung des Stoffwechsels in vier Phasen unterteilen. Mit anderen bekannten Entwicklungsphasen wie der Pubertät oder der Menopause scheint es dabei jedoch keine Überschneidungen zu geben.
Für die erste Überraschung sorgten die Beobachtungen bei den jüngsten Studienteilnehmer:innen. „Manche Menschen denken, dass ihr Kalorienverbrauch in den Teenager- und 20er-Jahren seinen Höhepunkt erreicht. Die Forscher fanden jedoch heraus, dass Säuglinge die höchste Stoffwechselrate von allen haben“, heißt es in einer Pressemitteilung der Universität. Demnach sei der Energieverbrauch in der ersten Phase des Stoffwechsels bei einjährigen Babys um bis zu 50 Prozent höher als bei Erwachsenen – unabhängig vom Wachstum. Woran genau das liegt, lasse sich laut den Wissenschaftler:innen noch nicht erklären.
Die zweite Phase beginnt demnach ab einem Alter von einem Jahr und erstreckt sich bis in die 20er-Jahre. Schon in dieser Altersspanne lässt sich dabei eine Verlangsamung des Stoffwechsels beobachten. So reduziert sich der Energieverbrauch pro Jahr um rund 3 Prozent. „Obwohl die Teenagerjahre eine Zeit der Wachstumsschübe sind, konnten die Forscher keinen Anstieg des täglichen Kalorienbedarfs in der Pubertät feststellen.“
Und auch die Annahme, dass sich der Stoffwechsel ab einem gewissen Alter – zum Beispiel ab 30 Jahren – stetig verlangsamt, konnten die Ergebnisse widerlegen. Denn in der dritten Phase zwischen 20 und 50 Jahren ist dieser am stabilsten. „Sogar während der Schwangerschaft war der Kalorienbedarf einer Frau nicht höher oder niedriger als erwartet, da das Baby an Umfang zunahm“, heißt es in der Veröffentlichung.
Erst ab einem Alter von etwa sechzig Jahren beginnt mit der vierten Phase eine zweite kontinuierliche Verlangsamung des Stoffwechsels – zunächst nur in geringem Maß, ab 90 Jahren dann deutlich. Den Grund dafür sehen die Forscher:innen in einer verringerten Zellaktivität.
„All dies deutet darauf hin, dass sich der Gewebestoffwechsel, also die Arbeit, die die Zellen verrichten, im Laufe des Lebens in einer Weise verändert, die wir bisher noch nicht richtig einschätzen konnten“, so die Schlussfolgerung der Wissenschaftler:innen.
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