Isoniazid: Schwere Hautreaktionen unter Tuberkulose-Antibiotikum
Erkranken Patient:innen an Tuberkulose, gehören Isoniazid-haltige Arzneimittel zu den wichtigsten Behandlungsoptionen. Doch keine Wirkung ohne Nebenwirkung. Genau müssen Patient:innen vor schweren, mitunter tödlichen Hautreaktionen unter Isoniazid gewarnt werden.
Hierzulande kommt es zu 4.000 Tuberkulose-Fällen pro Jahr. Auslöser sind Bakterien, genau durch aerobe, stäbchenförmige Bakterien der Familie Mycobacteriaceae, die die Lunge befallen und sich auf weitere Organe ausbreiten können. Die Übertragung erfolgt meist per Tröpfcheninfektion, wobei diese oftmals ohne Krankheitsausbruch bleibt.
Kommt es zur Erkrankung, ist die Kombination aus Isoniazid, Rifampicin, Ethambutol und Pyrazinamid die Standardtherapie bei medikamentensensiblen Formen. Doch dabei drohen Nebenwirkungen. Die Fach- und Gebrauchsinformationen Isoniazid-haltiger Arzneimittel müssen nun angepasst und um einen Warnhinweis auf schwere Hautreaktionen ergänzt werden, die sogar tödlich enden können.
Isoniazid – auch Isonicotinsäurehydrazid – gehört zu den Antibiotika aus der Gruppe der Tuberkulostatika und wirkt durch Hemmung der bakteriellen Nukleinsäure- und Mykolsäuresynthese bakterizid. Der Wirkstoff gehört zu den Mitteln der ersten Wahl bei Tuberkulose, sowohl zur Behandlung als auch zur Prophylaxe. Isoniazid-haltige Arzneimittel stehen als Tabletten zur oralen Einnahme, als Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung und als Ampullen zur Verfügung. Dosiert wird in Abhängigkeit vom Körpergewicht, wobei 300 mg als Tageshöchstdosis für Erwachsene gelten.
Warnung vor schweren Hautreaktionen unter Isoniazid
Grundlage ist ein Beschluss der zuständigen Koordinierungsgruppe der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA). Denn eine Untersuchung des Ausschusses für Risikobewertung im Bereich der Pharmakovigilanz (PRAC) hat ergeben, dass ein kausaler Zusammenhang zwischen Isoniazid und dem Auftreten von akuter generalisierter exanthematischer Pustulose (AGEP) – ein schweres, potentiell lebensbedrohliches Arzneimittelexanthem – sowie dem lupusähnlichen Syndrom zumindest eine plausible Möglichkeit ist.
Der bereits vorhandene Hinweis auf schwere arzneimittelinduzierte Hautreaktionen wie das Stevens-Johnson-Syndrom (SJS) oder toxisch-epidermale Nekrolyse (TEN) soll daher um AGEP ergänzt und Patient:innen auf entsprechende Symptome wie einen roten, schuppigen, großflächigen Hautausschlag mit Erhebungen unter der Haut und Blasen, begleitet von Fieber und stechenden Schmerzen hingewiesen und engmaschig überwacht werden. Kommt es zu einem Auftreten, soll die Therapie sofort beendet und nicht erneut begonnen werden.
Risiko für Autoimmunkrankheit
Außerdem soll auch vor dem Risiko eines Lupus-ähnliches Syndroms – auch Kollagenose – unter Isoniazid gewarnt werden. Dabei handelt es sich um ein dem Systemischen Lupus Erythematodes (SLE) ähnliches Krankheitsbild, genau eine systemische Autoimmunerkrankung, die Haut, Gelenke und Organe betreffen und auch die Blutgefäße angreifen kann. Typische Symptome sind dabei ebenfalls Hautausschläge, aber auch geschwollene Gelenke, Müdigkeit und Abgeschlagenheit.
Wie häufig die beiden Nebenwirkungen auftreten, ist nicht bekannt.
Übrigens: Forschende arbeiten an der Entwicklung eines neuen Antibiotikums gegen Tuberkulose.
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