Gegen unangenehme Gerüche, Feuchtigkeit, Wundscheuern und Co. kommen bei der Intimpflege mitunter Puder mit Talkum zum Einsatz. Doch die Nutzung ist umstritten, denn Talkum steht im Verdacht, das Krebsrisiko zu erhöhen. Offenbar zu Recht, wie Forschende nun herausgefunden haben.
Bei Talkum handelt es sich um ein Schichtsilikat, das unter anderem als Gleitmittel bei der Tablettenherstellung sowie als Pudergrundlage zum Einsatz kommt und beispielsweise auch in verschiedenen Kosmetika Anwendung findet. Auch bei der Intimpflege werden entsprechende Talkum-haltigen Produkte eingesetzt. Doch bei perinealer Anwendung steht Talkum in Verdacht, kanzerogen zu wirken und wurde bereits von der Internationalen Agentur für Krebsforschung als „möglicherweise krebserregend“ eingestuft. Der genaue Zusammenhang ist jedoch wissenschaftlich nicht eindeutig belegt. Bis jetzt. Denn Forschende aus den USA haben herausgefunden, dass eine Intimpflege mit Talkum das Krebsrisiko – konkret das Risiko für Eierstockkrebs – erhöhen kann. Gleiches gilt für häufige Vaginalduschen.
Talkum zur Intimpflege: Krebsrisiko um bis zu 40 Prozent erhöht
„Intimpflegeprodukte können Chemikalien enthalten, die das Hormonsystem stören, wie Phthalate, Parabene und Bisphenole, die den endogenen Hormonspiegel verändern und möglicherweise das Risiko für die Entwicklung hormonbedingter Erkrankungen wie Brust-, Eierstock- oder Gebärmutterkrebs erhöhen können“, heißt es von Forschenden des Research Triangle Park an den National Institutes of Health in den USA. Welche Rolle das oftmals genutzte Talkum dabei spielt, haben die Wissenschaftler:innen nun näher untersucht. Dafür haben sie im Rahmen einer Sister-Studie die Daten von knapp 51.000 Frauen im Alter von 35 bis 74 Jahren analysiert, deren Schwestern an Brustkrebs erkrankt waren. Die Ergebnisse wurden im Journal of Clinical Oncology veröffentlicht.
Dabei zeigte sich: Zwischen 35 und 56 Prozent der Teilnehmerinnen wendeten im Rahmen der Intimpflege Talkum an, zwischen 41 und 64 Prozent führten regelmäßig Vaginalduschen durch. Frauen, die entsprechende Produkte nutzen und/oder regelmäßig Vaginalduschen durchführten, erkrankten im Schnitt deutlich häufiger an Eierstockkrebs, und zwar um bis zu 40 Prozent. Je häufiger und länger die Anwendung erfolgte, desto größer das Risiko.
Zusammenhänge noch unklar
Der genaue Zusammenhang könne den Autor:innen zufolge nicht eindeutig belegt werden. Mögliche Ursachen könnten jedoch auf Verunreinigungen des Talkums mit Asbest, Parabenen, Phthalaten oder anderen potenziell schädlichen Stoffen zurückzuführen sein. Auch eine chronische Reizung der Eierstöcke oder Eileiter durch Talkum oder talkähnliche Produkte könnte zur Entstehung von Krebs beitragen. Gleiches könne für endokrine Disruptoren in Spülungen angenommen werden.
Ein ähnlicher Zusammenhang mit dem Auftreten von Brust- oder Gebärmutterkrebs konnte jedoch nicht festgestellt werden – womöglich, weil das Gebärmutterepithel während der Menstruation häufig abgestoßen wird und regeneriert. „Dieser Prozess kann das Gewebe ausspülen und die durch Talk verursachten Schäden am Gebärmuttergewebe mildern“, so die Schlussfolgerung.
„Insgesamt stützen unsere Ergebnisse die Hypothese, dass ein positiver Zusammenhang zwischen der Verwendung von Talkum im Genitalbereich und der Häufigkeit von Eierstockkrebs besteht“, lautet das Fazit der Studie.
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