In vitro-Studie: Povidon-Iod gegen SARS-CoV-2
Bei Povidon-Iod denkt man vermutlich zuerst an Wunddesinfektion. Kein Wunder, ist die Substanz seit mehr als einem halben Jahrhundert die erste Wahl bei Wunden. Povidon-Iod kann aber noch mehr. Wie die Ergebnisse einer in vitro-Studie zeigen, können Povidon-Iod-haltige Präparate den Titer infektiöser SARS-CoV-2-Partikel innerhalb von 30 Sekunden um 99,9 Prozent senken.
Povidon-Iod ist unter anderem als Salbe, Lösung zur äußerlichen Anwendung und als Mundspüllösung im Handel. In einer Konzentration von 10 Prozent wird der Halogenfreisetzer als bakterizides, fungizides und viruzides Antiseptikum und Desinfektionsmittel angewendet. Povidon-Iod ist im Vergleich zu Iod-Lösung besser verträglich und geht mit weniger allergischen Reaktionen einher. Zusätzlich zu seinem breiten Wirkspektrum zeigte die Substanz in früheren in vitro-Studien mit den SARS-CoV-2 verwandten Viren – SARS-CoV und MERS-CoV – eine Aktivität.
SARS-CoV-2: Viruzide Aktivität von Povidon-Iod in Zellkultur
Vier Povidon-Iod Präparate; eine antiseptische Lösung (10 Prozent), ein Handdesinfektionsmittel (7,5 Prozent), eine Gurgel- und Mundspülung (1,0 Prozent) und ein Rachenspray (0,45 Prozent) wurden von Wissenschaftlern der „Duke-NUS Medical School“ in Singapur auf ihre in vitro-Wirksamkeit gegen SARS-CoV-2 untersucht. Dazu wurde das Virus in Vero-E6-Zellen vermehrt und die Zytotoxizität getestet.
Die Ergebnisse zeigen, dass Povidon-Iod 99,9 Prozent der Viren innerhalb von 30 Sekunden inaktivieren kann – in Zellkulturen. „Nach Einschätzung der Wissenschaftler können Povidon-Iod-Präparate dazu geeignet sein, die gängigen Gesundheits- und Hygiene-Maßnahmen zur Bekämpfung des Covid-19-Erregers zu verbessern“, teilt Betaisodona-Hersteller Hermes Arzneimittel mit.
Mundspüllösung inaktiviert SARS-CoV-2
Virologen der Ruhr-Universität Bochum und Kollegen aus Jena, Ulm, Duisburg-Essen, Nürnberg und Bremen haben in einem Zellkulturtest nachgewiesen, dass herkömmliche Mundspüllösungen aus Apotheke und Drogerie SARS-CoV-2 kurzfristig inaktivieren können. Das Team weist aber auch darauf hin, dass Mundspülungen nicht geeignet sind, um eine Covid-19-Infektion zu behandeln oder, um sich vor einer Ansteckung zu schützen. Allerdings könnten die Produkte helfen, kurzzeitig die Viruslast im Mund-Rachenraum zu senken und so eventuell das Risiko einer Übertragung zu minimieren.
Willst du immer auf dem Laufenden sein und keine Nachricht mehr verpassen? Dann melde dich für unseren wöchentlichen Newsletter hier an ?.
Das könnte dich auch interessieren
Mehr aus dieser Kategorie
Digoxin bei Brustkrebs: Schutz vor Metastasen?
Mehr als jede zehnte Frau erkrankt im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Dann ist eine schnelle und wirksame Behandlung gefragt, …
Rezeptur 1×1: Silbernitrat
Ob Wirkstoffe, Zubereitung oder Wechselwirkungen – nicht nur bei der Beratung im HV, sondern auch in der Rezeptur ist dein …
Antibiotika, NSAR und Co.: Welche Arzneimittel helfen gegen Demenz?
Rund 1,8 Millionen Menschen leiden hierzulande an Demenz – Tendenz steigend. Für das Entstehen der Erkrankung gibt es verschiedene Risikofaktoren, …