Impf-„Beifang“ für Apotheken
„Die beste Krankheit für die Krankenkassen ist die, die nicht entsteht“, so Anne-Kathrin Klemm. Für die Vorsitzende des BKK-Dachverbandes muss der Fokus von der Kuration hin zur Krankheitsvermeidung und Incentives gelegt werden. Hier spielen die Apotheken eine wichtige Rolle, denn sie stellen ein niedrigschwelliges Angebot für Impfungen dar.
„Wir brauchen einen sehr niederschwelligen Zugang, der in erster Linie durch Ärzt:innen erfolgt“, so Klemm bei einer Veranstaltung von Pharma Deutschland zum Thema „Prävention par Excellence – Impfen“. Aber: „Die Apotheken sind ein sehr wichtiger Impfort.“ Die Zahlen der in den Betriebsstätten durchgeführten Grippeimpfungen seien stabil und würden sogar mehr, doch die Wahrheit sei auch, dass viele Apotheker:innen sagen: „Ich lege mich nicht mit dem Arzt nebenan an.“
Impf-„Beifang“ für Apotheken
Es brauche kulturell ein Aufmerken, dass niemandem etwas weggenommen werde. „Es verdienen alle noch gut genug“, so Klemm. Wenn die Arztpraxis am Freitagmachmittag geschlossen hat, kann die Apotheke die Impfung übernehmen. „Beifang“ könne mitgenommen werden. „Wir brauchen möglichst viele Zugangsorte und das ist auch die Apotheke.“
Doch was darf das Impfen kosten? Die Verhandlungen sind langwierig und die in der Pandemie festgelegten Honorare haben die „Preise versaut“. Impfstoffe sollten überall gleich vergütet werden, der „Piks“ mache in jedem Bundesland den gleichen Aufwand. Zudem sollte die Vergütung unabhängig von der Art der zu verhütenden Erkrankung sein.
Zustimmung für das Impfen in der Apotheke kommt von Heike Gnekow – Apothekerin und Vorsitzende des Bundesverbandes der Versorgungsapotheker. Apotheken bieten ein ergänzendes Angebot. „Wir nehmen uns nichts weg. Die Gesamtaufgabe ist riesig.“ Jeder „Piks“ in der Apotheke sei einer obendrauf. „Ich halte nichts vom Kompetenzgerangel. Das ist vergeudete Energie, die Energie sollten wir dafür nutzen, die Impfquoten zu steigern“, appelliert Gnekow. „Wir machen ein Zusatzangebot zu Haus- und Fachärzt:innen – vor allem an den Randzeiten. Wir erreichen auch Menschen ohne Hausarzt.“
Inhaberin für Impfausweitung
Dem Argument der Haftung und der möglichen Notfälle hält Gnekow entgegen. „Wir sind im Notfalltraining ausgebildet. Im Notfall wählen wir die 112, so wie das auch jede Arztpraxis machen würde.“ Zudem müssen Apotheken nicht jede/n impfen. „Wir in der Apotheke sind Experten, unsere Grenzen und Kompetenzen zu kennen.“ Gnekow wünscht sich eine Ausweitung auf weitere Totimpfstoffe, um die Räumlichkeiten ganzjährig nutzbar zu machen. Aber auch eine gute Honorierung, einfache Meldewege, der elektronische Impfpass und die Ausweitung der Langen Nacht des Impfens auf Praxen und Gesundheitseinrichtungen stehen auf der Wunschliste.
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